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Unternehmens­verkauf: So denken Sie ver­traulich über einen Exit nach

18 min Lesezeit

Irgendwann kommt er für die meisten Unter­nehmer­innen und Unternehmer - der Gedanke an den Exit. Sei es aus Alters­gründen, wegen veränderter persönlicher Prioritäten oder weil sich eine einmalige Oppor­tunity bietet. Doch von der ersten vagen Idee bis zur erfolgreichen Vertrags­unter­zeichnung ist es oft ein langer und heikler Weg.

Denn nichts wäre fataler, als vorschnell die Katze aus dem Sack zu lassen. Schon ein Hauch von "Ausverkauf", der durch un­bedachte Äußerungen oder In­dis­kre­tionen entsteht, kann Belegschaft und Geschäfts­partner ver­unsichern, Ver­kaufs­preise drücken und den Deal am Ende scheitern lassen. Ein pro­fessionell orches­trierter Unter­nehmens­verkauf setzt deshalb auf absolute Ver­traulich­keit - vom ersten Nach­denken über die Sondierung des Marktes bis zu den konkreten Ver­handlungen.

Was es heißt, diskret und taktisch klug einen möglichen Exit vor­zubereiten, zeigt dieser Beitrag. Erfahrene M&A-Berater und Unter­nehmer, die ihren Betrieb erfolgreich verkauft haben, schildern die wichtigsten Schritte und Fall­stricke auf dem Weg zum "geräuschlosen" Deal­abschluss.

Schritt 1: Motive und Szenarien für sich selbst klären

Am Anfang steht die schonungslos ehrliche Aus­einander­setzung mit den eigenen Motiven und Zukunfts­plänen. Rein "rational" mag der Verkauf des Unter­nehmens viele Vorteile haben - emotional fällt der Schritt den meisten Gründern und Inhabern alles andere als leicht. Deshalb sollte man sich aus­reichend Zeit für diese Re­flexions­phase nehmen:

  • Warum möchte ich mein Unter­nehmen verkaufen? Überwiegen Push-Faktoren ("Ich bin aus­gebrannt und brauche eine neue Perspektive") oder Pull-Faktoren ("Attraktive Kauf­angebote führen mir vor Augen, was mein Lebens­werk wert ist")?
  • Wie stelle ich mir meine Rolle nach einem Exit konkret vor? Will ich mich komplett zurück­ziehen oder als Berater/Teil­haber dem Unter­nehmen ver­bunden bleiben?
  • Was sind meine persönlichen Ziele und Pläne für die Zeit nach dem Verkauf - beruflich wie privat?
  • Welches Ver­kaufs­szenario wäre für mich ideal - Kom­plett­ver­äußerung, Teil­verkauf, Fusion, Management-Buy-out...?

"Diese 'Selbst­klärung' sollte man wirklich in aller Ruhe machen und sich dabei auch von Ver­trauten aus dem engsten Umfeld spiegeln lassen", rät Sören Hofmann, Geschäfts­führer eines mittel­ständischen Maschinen­bau­unter­nehmens. "In meinem Fall war das sehr heilsam, um Wunsch­denken von Realität zu trennen. Meine Mentoren haben mir recht schnell klar­gemacht, dass ich mit einer sofortigen 'Frei­stellung' meiner Person im Zuge des Ver­kaufs­prozesses nicht glücklich würde - mein Baby komplett los­zulassen, dafür war ich noch nicht bereit. Heute bin ich sehr froh, noch beratend und projekt­bezogen an Bord zu sein."

Schritt 2: Das Unter­nehmen "heimlich" verkaufs­fit machen

Steht der Grund­satz­entscheid für einen Exit, sollte man sein Unter­nehmen so früh wie möglich "verkaufs­fit" machen. Das bedeutet: Opti­mierung von Strukturen und Prozessen, um für Investoren möglichst attraktiv zu sein - ohne groß die Trommel zu rühren.

  • Wie ist die Finanz- und Ertrags­lage: Gibt es "Alt­lasten" in der Bilanz, stille Reserven oder nicht betriebs­not­wendiges Vermögen, das vor einem Verkauf aus­gegliedert werden sollte?
  • Wie effizient und standardisiert sind Produktion, Logistik und Ver­waltung? Welche Ver­besserungen sind kurz­fristig um­setzbar?
  • Ist das Unter­nehmen zu abhängig von Einzel­personen (Inhaber, Schlüssel­mit­arbeiter), bestimmten Kunden oder Liefe­ranten?
  • Sind geistiges Eigentum (Patente, Marken, Lizenzen), IT-Systeme und Daten­bestände sauber doku­mentiert bzw. auf aktuellem Stand?

Viele Inhaber scheuen sich, neutrale Dritte in dieser frühen Phase hinzu­zuziehen - aus Angst, nicht mehr "Herr des Ver­fahrens" zu sein. "Das ist ein Fehler", warnt Hofmann. "Man unter­schätzt leicht, wie viel Opti­mierungs­bedarf ein Unter­nehmens­screening aus Investoren­sicht zu­tage fördern kann. Oft geben bereits wenige Tage Beratung mit einem erfahrenen M&A-Experten wertvolle Impulse - im ver­traulichen 4-Augen-Gespräch, ohne dass die Beleg­schaft etwas mit­bekommt. Je früher man ansetzt, desto besser stehen die Karten für einen Top-Abschluss."

Schritt 3: Vertrau­liche Investoren­suche und -sondierung

Bei der Suche und Auswahl potentieller Käufer ist Finger­spitzen­gefühl gefragt. Kein seriöser Investor wird sich von einem "un­bekannten Ver­käufer" ins Blaue hinein kon­taktieren und detaillierte Unter­nehmens­daten über­mitteln lassen. Das riecht nach Zeit­ver­schwendung oder Schlimmerem - Industrie­spionage. Stattdessen empfiehlt sich ein mehr­stufiges, hoch­diskretes Vorgehen:

  • Welches sind für mein Unter­nehmen die "natürlichen" strategischen Käufer, z.B. direkte Wett­bewerber oder vor-/nach­gelagerte Zu­lieferer/Ab­nehmer, die Synergien erzielen können? Auch Finanz­investoren und große Konzerne kommen in Frage.
  • Wie mache ich diese Ziel­gruppen "appetit", ohne mich zu offenbaren? Hier sind anony­misierte Kurz­profile hilf­reich, die ein M&A-Berater in seinem Netz­werk streuen kann.
  • Erst bei konkretem Interesse werden Ver­traulich­keits­ver­ein­barungen (NDA) unterzeichnet und suk­zessive de­tailliertere Unter­nehmens­infos aus­getauscht.
  • Weisen die potentiellen Partner die nötige "Seriosität" in Form über­prüfbarer Track Records, solider Finanzierung und wert­haltiger Kauf­preis­vor­stellungen auf? Due Diligence ist keine Ein­bahn­straße.

"Dass bei alldem 'höchste Staats­geheimnisse' gewahrt werden, ist oberstes Gebot - nicht nur nach außen, sondern auch gegen­über Führungs­kräften und Gesell­schaftern, die nicht zum engsten Zirkel gehören", mahnt Experte Hofmann.
"Mein Rat: Wirklich nur die aller­nötigsten Ein­geweihten, Tele­fonate stets mit Raum­verlassen und unter­drückter Nummer, Mails ver­schlüsseln, Code­wörter be­nutzen, Meetings außer Haus in Büros der M&A-Berater. Auch die Familie muss sich daran ge­wöhnen, dass Papa oder Mama oft 'unter­wegs' und 'nicht zu sprechen' ist - Not­lügen in­klusive. Klingt über­trieben, hat sich aber vielfach be­währt."

Schritt 4: Ver­hand­lung­en - mit kühlem Kopf und Doppel­stra­tegie

Schneller als man denkt, wird es ernst. Ein Käufer signalisiert konkrete Ver­handlungs­bereit­schaft, legt vielleicht sogar ein un­erwartetes "Hammer-Angebot" vor, um Fakten zu schaffen. Spätestens jetzt darf man sich nicht blenden lassen:

  • Bleibt man seiner vorab de­finierten Ver­handlungs­strategie treu? Was sind un­verzichtbare Deal-Parameter ("deal breaker"), wo ist man kom­pro­miss­bereit?
  • Vergisst man nicht, parallel mögliche Plan-B-Alter­nativen warm­zuhalten - falls der Wunsch­käufer doch noch ab­springt?
  • Sichert man sich hin­reichend Experten­rat, um komplexe Term Sheets, SPAs, Garantie­klauseln etc. richtig zu ver­stehen? Ver­handlungs­geschick und ein kühler Kopf sind ein Muss - aber kein Ersatz für juristisches und steuerliches Spezial­wissen.

Karin Meyer, die ihren Outdoor-Versender nach zähem Ringen erfolgreich an einen Finanz­investor ver­kaufte, erinnert sich: "Die Gespräche zogen sich quälend lange hin - inklusive harter Bandagen und Psycho­spielchen. Da reift schon mal der Gedanke: Vielleicht sollte ich denen einfach nach­geben, damit die Sache endlich durch ist. Gut, dass meine Berater mich immer wieder ein­nordeten und daran erinnerten, was ich wirklich will. Sonst hätte ich wohl voreilig unter­schrieben - und später bereut."

Schritt 5: Ver­kaufs­ab­schluss - ver­trau­lich bis zuletzt

Sind alle kommerziellen und juristischen Punkte geklärt, kann der Vertrag endlich unter­zeichnet werden. Doch Vorsicht: Selbst in diesem Stadium ist höchste Ver­traulichkeit gefragt - und zwar so lange, bis Käufer und Ver­käufer ge­meinsam grünes Licht für die Kommuni­kation geben.

  • Im Kreis von Führungs­riege, Belegschaft und Geschäfts­partnern lässt sich eine Transaktion dieser Trag­weite nicht von heute auf morgen "aus­plaudern" - das erfordert eine um­sichtige, gut ab­gestimmte In­formations­kampagne. Nichts wäre schlimmer als Gerüchte und Ver­un­sicherung.
  • Oft gibt es rechtliche und behördliche Fristen, die den Abschluss hinaus­zögern können - z.B. das Vor­kaufs­recht eines stillen Gesell­schafters, Prüfungen durch Kartell­behörden etc. Bis zur finalen Ent­warnung ist Funkstille an­gesagt.
  • Auch die Nach­folge­regelung und der Übergang von Führungs- und Re­präsen­tations­aufgaben wollen strategisch klug terminiert und orches­triert sein.

"So sehr juckt es einen in den Fingern, das Ergebnis endlich in die Welt zu posaunen - man muss auf der Ziel­geraden die Nerven behalten", resümiert Meyer. "In unserem Fall hat es nochmals 6 Monate gedauert, bis wir unsere Belegschaft und die Presse informieren konnten. Eine Geduldsprobe. Aber geregelte Ab­läufe und Ver­traulich­keit bis zur letzten Unterschrift haben sich für alle Beteilig

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Über den Autor

Sven Gräber

Sven Gräber

Co-Founder & Chief Growth Officer

Sven ist ein erfahrener Unternehmer, der bereits mehrere Unternehmen erfolgreich verkauft hat. Er hat viele Erfahrungen mit der Finanzierung von Unternehmensübernahmen gesammelt und ist ein erfahrener Berater für Unternehmensverkäufe.

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