Welche Chancen bietet der Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt für Unternehmensverkäufer?
Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort entwickelt, der Unternehmensverkäufern spezifische Vorteile bietet. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 68,5 Milliarden Euro (2023) und einem soliden Wachstum von 2,8% im Vergleich zum Vorjahr zeigt das Bundesland eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Diese Dynamik schafft ein günstiges Umfeld für Unternehmensverkäufe und erhöht die Attraktivität für potenzielle Käufer.
Die zentrale Lage im Herzen Deutschlands mit hervorragender Infrastruktur macht Sachsen-Anhalt zu einem logistisch erstklassigen Standort. Fünf Autobahnen, zwei internationale Flughäfen in unmittelbarer Nähe und die Anbindung an wichtige Wasserstraßen wie Elbe und Mittellandkanal bieten Unternehmen optimale Voraussetzungen für überregionale Geschäftstätigkeit. Diese Standortvorteile steigern den Wert ansässiger Unternehmen für Käufer, die Expansionsmöglichkeiten suchen.
Ein besonderer Vorzug ist die umfangreiche Förderkulisse, die Sachsen-Anhalt als strukturschwächere Region bietet. Investoren können von attraktiven Förderprogrammen profitieren, was die Übernahme eines bestehenden Unternehmens wirtschaftlich interessanter macht und sich positiv auf mögliche Verkaufspreise auswirken kann. Die Investitions- und Förderbank Sachsen-Anhalt bietet spezielle Programme zur Unterstützung von Unternehmensnachfolgen an.
Wie stellt sich die Nachfolgesituation im Mittelstand Sachsen-Anhalts dar?
Der Mittelstand in Sachsen-Anhalt umfasst rund 85.000 kleine und mittlere Unternehmen, die etwa 70% aller Arbeitsplätze im Land sichern. Nach Erhebungen der IHK Sachsen-Anhalt stehen in den kommenden fünf Jahren etwa 6.000 dieser Unternehmen vor der Herausforderung einer Nachfolgeregelung.
Eine Besonderheit in Sachsen-Anhalt ist die historisch bedingte jüngere Altersstruktur vieler Unternehmen. Zahlreiche Betriebe wurden erst nach der Wiedervereinigung gegründet, und die Gründergeneration erreicht nun das Ruhestandsalter. Dies führt zu einer Welle von Nachfolgesituationen, die in den kommenden Jahren noch zunehmen wird und einen wichtigen Markt für Unternehmenskäufer eröffnet.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen in Sachsen-Anhalt liegt bei 26,4%, was eine solide Basis für Übernahmeinteressenten darstellt. Herausfordernd ist jedoch die demografische Entwicklung mit Abwanderungstendenzen jüngerer, gut ausgebildeter Fachkräfte, was die Suche nach familieninternen oder regionalen Nachfolgern erschweren kann. Dies eröffnet aber gleichzeitig Chancen für überregionale Käufer, die etablierte Geschäftsmodelle übernehmen und weiterentwickeln möchten.
Welche Branchen sind in Sachsen-Anhalt besonders nachgefragt bei Unternehmenskäufen?
Sachsen-Anhalt zeichnet sich durch eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur aus, in der bestimmte Branchen besonders stark vertreten sind und entsprechend hohe Nachfrage bei Unternehmenskäufen generieren:
Die Chemie- und Kunststoffindustrie mit den traditionellen Chemiestandorten in Leuna, Schkopau und Bitterfeld-Wolfen bildet einen bedeutenden Wirtschaftszweig. Unternehmen dieser Branche, insbesondere spezialisierte Zulieferer und Dienstleister, sind bei strategischen Investoren sehr gefragt, die von der etablierten Infrastruktur und den Netzwerken profitieren möchten.
Der Maschinen- und Anlagenbau hat in Sachsen-Anhalt eine lange Tradition und ist heute durch innovative mittelständische Unternehmen geprägt. Besonders Betriebe mit Spezialisierung auf Energietechnik, Umwelttechnologie oder Automatisierungslösungen erzielen bei Verkäufen attraktive Bewertungen.
Die Ernährungswirtschaft zählt mit namhaften Unternehmen zu den Wachstumsbranchen des Landes. Die Nähe zu hochwertigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen und die gute logistische Anbindung machen Nahrungsmittelproduzenten und -verarbeiter zu interessanten Übernahmezielen.
Der Bereich erneuerbare Energien, insbesondere Windkraft, Bioenergie und Solarenergie, gewinnt in Sachsen-Anhalt kontinuierlich an Bedeutung. Die günstigen naturräumlichen Bedingungen und die politische Unterstützung für die Energiewende sorgen für stabile Zukunftsaussichten, was diese Unternehmen für Käufer besonders attraktiv macht.
Auch im Bereich Gesundheitswirtschaft und Life Sciences mit dem Schwerpunkt im Raum Halle-Leipzig haben sich zahlreiche innovative Unternehmen etabliert, die bei Verkäufen von ihrer Einbindung in regionale Cluster profitieren können.
Wie ermittelt man den Wert eines Unternehmens in Sachsen-Anhalt?
Die Bewertung eines Unternehmens in Sachsen-Anhalt folgt grundsätzlich den etablierten Methoden, berücksichtigt jedoch regionale Besonderheiten:
Bei der Ertragswertmethode werden die zukünftigen Erträge des Unternehmens prognostiziert und auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. In Sachsen-Anhalt müssen dabei regionale Wirtschaftstrends berücksichtigt werden: Unternehmen in Wachstumsbranchen wie erneuerbare Energien oder Chemie können von positiven Zukunftsaussichten profitieren, während in anderen Sektoren eine vorsichtigere Prognose angebracht sein kann.
Die Multiplikatormethode nutzt branchenspezifische Faktoren, die mit Kennzahlen wie EBIT oder EBITDA multipliziert werden. In Sachsen-Anhalt variieren diese Multiplikatoren je nach Branche erheblich: Während Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien oder Life Sciences oft mit EBITDA-Multiplikatoren zwischen 5 und 8 bewertet werden, liegen produzierende Handwerksbetriebe typischerweise zwischen 3 und 5.
Die Substanzwertmethode berücksichtigt den materiellen Wert aller Vermögensgegenstände abzüglich Verbindlichkeiten. Diese Methode spielt besonders bei asset-intensiven Unternehmen eine wichtige Rolle, etwa im produzierenden Gewerbe oder in der Landwirtschaft.
Für eine fundierte Bewertung empfiehlt sich die Konsultation eines erfahrenen Unternehmensbewerters mit Kenntnis der regionalen Marktgegebenheiten. Eine professionelle Bewertung bildet die Grundlage für realistische Preisvorstellungen und erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Verkaufsabschluss.
Welche Unterstützung können Verkäufer in Sachsen-Anhalt nutzen?
Sachsen-Anhalt bietet ein breites Netzwerk an Unterstützungsangeboten für Unternehmer, die ihren Betrieb verkaufen möchten:
Die Industrie- und Handelskammern in Magdeburg und Halle-Dessau haben spezielle Nachfolgeberater, die bei der Vorbereitung des Verkaufs unterstützen. Sie betreiben eigene Nachfolgebörsen und bieten Veranstaltungen wie den "Nachfolgetag Sachsen-Anhalt" an, der Verkäufer und potenzielle Käufer zusammenbringt.
Die Handwerkskammern Magdeburg und Halle verfügen über Betriebsberater mit Fokus auf Unternehmensnachfolge. Sie unterstützen bei der Unternehmensbewertung und können aus ihrem Netzwerk geeignete Interessenten vermitteln.
Die Investitions- und Förderbank Sachsen-Anhalt (IB) bietet spezielle Finanzierungsprogramme für Unternehmensnachfolgen an, die sowohl Verkäufern als auch Käufern zugutekommen können. Das Programm "Sachsen-Anhalt IMPULS" unterstützt gezielt Existenzgründungen durch Unternehmensnachfolge.
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt stellt Beteiligungskapital für Nachfolgefinanzierungen bereit und kann damit den Verkaufsprozess erleichtern.
Spezialisierte M&A-Berater mit Fokus auf den mitteldeutschen Wirtschaftsraum verfügen über wertvolle Marktkenntnisse und Käufernetzwerke. Sie können den gesamten Verkaufsprozess professionell begleiten und einen optimalen Verkaufspreis erzielen.
Online-Plattformen wie viaductus ergänzen die traditionellen Wege der Käufersuche und erhöhen die Chancen, den passenden Nachfolger für Ihr Unternehmen in Sachsen-Anhalt zu finden.
Wie gestaltet man den Verkaufsprozess in Sachsen-Anhalt optimal?
Der Verkauf eines Unternehmens in Sachsen-Anhalt folgt einem strukturierten Prozess, der bei guter Vorbereitung zum Erfolg führt:
Die Vorbereitungsphase sollte idealerweise 1-2 Jahre vor dem geplanten Verkauf beginnen. In dieser Zeit können Sie gezielt an der Optimierung Ihres Unternehmens arbeiten: Bereinigung der Bilanz, Steigerung der Rentabilität, Klärung von Rechtsfragen und Dokumentation wichtiger Prozesse und Kundenbeziehungen.
Bei der Erstellung der Verkaufsunterlagen ist Professionalität gefragt. Ein aussagekräftiges Verkaufsexposé präsentiert Ihr Unternehmen optimal und enthält alle relevanten Informationen für potenzielle Käufer. Ein anonymisiertes Kurzprofil (Teaser) dient der ersten Kontaktaufnahme.
Die Käufersuche erfolgt diskret und zielgerichtet. In Sachsen-Anhalt bieten sich neben den klassischen Wegen wie direkter Ansprache strategischer Investoren auch regionale Netzwerke und Veranstaltungen wie der "Nachfolgetag Sachsen-Anhalt" an. Aufgrund der demografischen Herausforderungen sollte auch überregional nach potenziellen Käufern gesucht werden.
Nach ersten Gesprächen mit interessierten Käufern und der Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung folgt die Due-Diligence-Phase, in der der potenzielle Käufer Ihr Unternehmen gründlich prüft.
In der Verhandlungsphase werden Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten und Übergangsregelungen festgelegt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die steuerlichen Aspekte der Transaktion und die Gestaltung des Kaufvertrags.
Ein realistischer Zeitrahmen für den gesamten Verkaufsprozess beträgt in der Regel 6 bis 12 Monate. Eine professionelle Unterstützung durch M&A-Berater, Steuerberater und Rechtsanwälte kann diesen Prozess erheblich erleichtern.
Welche steuerlichen Besonderheiten sind beim Unternehmensverkauf in Sachsen-Anhalt zu beachten?
Der Verkauf eines Unternehmens hat erhebliche steuerliche Auswirkungen, die durch eine frühzeitige Planung optimiert werden können:
Bei einem Asset Deal, also dem Verkauf einzelner Vermögensgegenstände des Unternehmens, unterliegen Gewinne grundsätzlich der Einkommensteuer. Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch Freibeträge nach § 16 EStG genutzt werden, insbesondere wenn der Verkäufer über 55 Jahre alt ist.
Bei einem Share Deal, also dem Verkauf von Unternehmensanteilen, hängt die steuerliche Behandlung von der Rechtsform ab. Bei Kapitalgesellschaften gilt das Teileinkünfteverfahren, bei dem 40% der Veräußerungsgewinne steuerfrei bleiben können.
Sachsen-Anhalt erhebt mit 5% einen mittleren Grunderwerbsteuersatz im bundesweiten Vergleich. Dies ist bei Immobilientransaktionen im Rahmen eines Unternehmensverkaufs zu berücksichtigen, etwa bei produzierenden Unternehmen mit eigenen Betriebsimmobilien.
Die Gründung einer Holding-Struktur vor dem Verkauf kann steuerliche Vorteile bieten und sollte rechtzeitig geprüft werden. Auch die Nutzung von Reinvestitionsmöglichkeiten nach § 6b EStG kann die Steuerlast reduzieren.
Bei familieninternen Übertragungen können besondere Vergünstigungen bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer in Anspruch genommen werden. Die Übertragung von Betriebsvermögen innerhalb der Familie kann unter bestimmten Voraussetzungen weitgehend steuerfrei erfolgen.
Eine frühzeitige Beratung durch spezialisierte Steuerexperten ist unerlässlich, um die steuerlichen Belastungen beim Unternehmensverkauf zu minimieren.
Wie kann die Nachfolgersuche in Sachsen-Anhalt trotz demografischer Herausforderungen gelingen?
Die demografische Situation in Sachsen-Anhalt mit Abwanderungstendenzen jüngerer Fachkräfte stellt Unternehmensverkäufer vor besondere Herausforderungen, bietet aber auch spezifische Lösungsansätze:
Die überregionale Suche nach Nachfolgern sollte frühzeitig eingeleitet werden. Dabei können spezialisierte Vermittlungsplattformen und M&A-Berater wertvolle Unterstützung leisten, indem sie gezielt Interessenten aus anderen Bundesländern oder dem Ausland ansprechen.
Das "Rückkehrer-Programm Sachsen-Anhalt" unterstützt ehemalige Landesbürger, die berufliche Erfahrungen in anderen Regionen gesammelt haben und für eine Unternehmensnachfolge in ihre Heimat zurückkehren möchten. Diese Zielgruppe verbindet regionale Verbundenheit mit externem Know-how und stellt daher eine interessante Option für Unternehmensverkäufer dar.
Die Kooperation mit Hochschulen und Universitäten des Landes, insbesondere der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, kann Kontakte zu qualifizierten Absolventen herstellen, die Interesse an einer Selbstständigkeit durch Unternehmensübernahme haben.
Die Attraktivität für überregionale Nachfolger lässt sich durch gezielte Maßnahmen steigern: Hervorhebung der zentralen Lage und hervorragenden Infrastruktur, Betonung der verhältnismäßig günstigen Kosten für Wohn- und Gewerbeimmobilien und Hinweis auf attraktive Fördermöglichkeiten für Unternehmensübernahmen.
Eine schrittweise Übergabe mit längerer Einarbeitungszeit kann die Hürden für potenzielle Nachfolger senken und gleichzeitig den Wissenstransfer sicherstellen. Modelle wie die zeitweise Beteiligung des Verkäufers oder eine beratende Tätigkeit nach dem Verkauf können die Attraktivität für Käufer erhöhen.