Welche Vorzüge bietet der Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein für Unternehmensverkäufer?
Schleswig-Holstein, das Land zwischen den Meeren, bietet als nördlichstes Bundesland Deutschlands einzigartige Standortvorteile für Unternehmensverkäufer. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 106,7 Milliarden Euro (2023) und einem soliden Wachstum von 2,6% im Vergleich zum Vorjahr zeigt das Bundesland eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Diese positive Dynamik schafft ein günstiges Umfeld für Unternehmensverkäufe und erhöht die Attraktivität für potenzielle Käufer.
Die strategische Lage zwischen Nord- und Ostsee mit direktem Zugang zu skandinavischen Märkten macht Schleswig-Holstein zu einem wichtigen Handels- und Logistikstandort. Die Landeshauptstadt Kiel, die Hafenstadt Lübeck und die Nähe zur Metropolregion Hamburg bieten hervorragende Infrastrukturbedingungen für überregionale und internationale Geschäftsbeziehungen. Diese geografischen Vorteile fließen positiv in die Bewertung von Unternehmen ein und steigern deren Attraktivität für potenzielle Käufer.
Ein besonderer Pluspunkt ist die hohe Lebensqualität, die Schleswig-Holstein mit seinen Küstenregionen, naturnahen Landschaften und kulturellen Angeboten bietet. Dieser sogenannte "weiche Standortfaktor" gewinnt bei Unternehmensübernahmen zunehmend an Bedeutung, da Nachfolger häufig auch persönliche Lebensentscheidungen mit dem Kauf eines Unternehmens verbinden. Die Attraktivität der Region kann daher ein wichtiges Argument in Verkaufsgesprächen sein und den Kreis potenzieller Interessenten erweitern.
Wie stellt sich die Nachfolgesituation im Mittelstand Schleswig-Holsteins dar?
Der Mittelstand in Schleswig-Holstein umfasst rund 125.000 kleine und mittlere Unternehmen, die etwa 70% aller Arbeitsplätze im Land sichern. Nach Erhebungen der IHK Schleswig-Holstein stehen in den kommenden fünf Jahren etwa 7.500 dieser Unternehmen vor der Herausforderung einer Nachfolgeregelung. Diese Zahl verdeutlicht den großen Bedarf an geeigneten Nachfolgern und die Bedeutung einer frühzeitigen Planung des Verkaufsprozesses.
Die demografische Entwicklung verschärft die Nachfolgeproblematik zusätzlich. Mit einem Durchschnittsalter der Unternehmensinhaber von über 50 Jahren und einem gleichzeitigen Rückgang potenzieller Nachfolger aus den eigenen Familien entsteht ein wachsender Markt für externe Käufer. Dies eröffnet Chancen für überregionale und internationale Interessenten, die bestehende Geschäftsmodelle übernehmen und weiterentwickeln möchten.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen in Schleswig-Holstein liegt bei 29,7%, was eine solide Basis für Übernahmeinteressenten darstellt. Besonders in ländlichen Regionen kann jedoch die Nachfolgersuche eine Herausforderung darstellen. Hier bieten sich überregionale Vermarktungsstrategien an, um den Kreis potenzieller Käufer zu erweitern.
Welche Branchen in Schleswig-Holstein sind bei Unternehmenskäufen besonders gefragt?
Schleswig-Holstein zeichnet sich durch eine vielfältige Wirtschaftsstruktur aus, in der bestimmte Branchen besonders starkes Käuferinteresse hervorrufen:
Die maritime Wirtschaft mit Werften, Hafenbetrieben, Schiffszulieferern und maritimem Tourismus bildet einen traditionellen Schwerpunkt. Unternehmen in diesem Bereich profitieren von der einzigartigen Lage zwischen Nord- und Ostsee und den etablierten Netzwerken. Bei Verkäufen werden oft überdurchschnittliche Bewertungen erzielt, besonders wenn spezialisiertes Know-how oder langfristige Kundenbeziehungen vorhanden sind.
Der Tourismus stellt mit der attraktiven Küstenlandschaft und den Naherholungsgebieten einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Hotels, Gastronomie- und Freizeitbetriebe, insbesondere in den beliebten Urlaubsregionen an Nord- und Ostsee, wecken reges Interesse bei Käufern, die vom anhaltenden Trend zum Inlandstourismus profitieren möchten.
Die Ernährungswirtschaft hat mit ihrer Nähe zu hochwertigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen einen bedeutenden Stellenwert in Schleswig-Holstein. Lebensmittelproduzenten und -verarbeiter, besonders mit regionalen Spezialprodukten oder Bio-Ausrichtung, sind gefragte Übernahmeziele.
Der Bereich erneuerbare Energien, insbesondere Windkraft, nimmt eine Vorreiterrolle in Schleswig-Holstein ein. Die günstigen Standortbedingungen und die politische Unterstützung für die Energiewende sorgen für stabile Zukunftsaussichten, was diese Unternehmen für Käufer besonders attraktiv macht.
Auch der Gesundheitssektor mit medizinischen Einrichtungen, Kliniken und Pflegeheimen gewinnt angesichts des demografischen Wandels zunehmend an Bedeutung. Unternehmen in diesem Bereich erzielen bei Verkäufen oft überdurchschnittliche Bewertungen.
Wie ermittelt man den Wert eines Unternehmens in Schleswig-Holstein?
Die Bewertung eines Unternehmens in Schleswig-Holstein orientiert sich an etablierten Methoden, berücksichtigt jedoch regionale Besonderheiten:
Bei der Ertragswertmethode werden die zukünftigen Erträge des Unternehmens prognostiziert und auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. In Schleswig-Holstein müssen dabei regionale Wirtschaftstrends berücksichtigt werden: Unternehmen in Wachstumsbranchen wie Tourismus oder erneuerbare Energien können von positiven Zukunftsaussichten profitieren.
Die Multiplikatormethode nutzt branchenspezifische Faktoren, die mit Kennzahlen wie EBIT oder EBITDA multipliziert werden. In Schleswig-Holstein variieren diese Multiplikatoren je nach Branche erheblich: Während Unternehmen im Tourismus- und Freizeitbereich oft mit EBITDA-Multiplikatoren zwischen 4,5 und 7 bewertet werden, liegen produzierende Unternehmen typischerweise zwischen 4 und 6.
Die Substanzwertmethode berücksichtigt den materiellen Wert aller Vermögensgegenstände abzüglich Verbindlichkeiten. Diese Methode spielt besonders bei asset-intensiven Unternehmen eine wichtige Rolle, etwa bei Beherbergungsbetrieben mit eigenen Immobilien oder in der maritimen Wirtschaft.
Für eine fundierte Bewertung empfiehlt sich die Konsultation eines erfahrenen Unternehmensbewerters mit Kenntnis der regionalen Marktgegebenheiten. Eine professionelle Bewertung bildet die Grundlage für realistische Preisvorstellungen und erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Verkaufsabschluss.
Welche Unterstützung können Verkäufer in Schleswig-Holstein nutzen?
Schleswig-Holstein bietet ein umfangreiches Netzwerk an Unterstützungsangeboten für Unternehmer, die ihren Betrieb verkaufen möchten:
Die Industrie- und Handelskammern in Kiel, Lübeck und Flensburg haben spezielle Nachfolgeberater, die bei der Vorbereitung des Verkaufs unterstützen. Das "Nachfolgezentrum Schleswig-Holstein" bündelt diese Angebote und bietet eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Nachfolge.
Die Handwerkskammer Schleswig-Holstein verfügt über eigene Betriebsberater mit Fokus auf Unternehmensnachfolge. Sie unterstützen bei der Unternehmensbewertung und können aus ihrem Netzwerk geeignete Interessenten vermitteln.
Die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) bietet spezielle Finanzierungsprogramme für Unternehmensnachfolgen an. Diese können sowohl Verkäufern als auch Käufern zugutekommen, etwa bei der Gestaltung von Übergangsregelungen oder der Finanzierung des Kaufpreises.
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein stellt Beteiligungskapital für Nachfolgefinanzierungen bereit und kann damit den Verkaufsprozess erleichtern.
Spezialisierte M&A-Berater mit Fokus auf den norddeutschen Wirtschaftsraum verfügen über wertvolle Marktkenntnisse und Käufernetzwerke. Sie können den gesamten Verkaufsprozess professionell begleiten und einen optimalen Verkaufspreis erzielen.
Online-Plattformen wie viaductus ergänzen die traditionellen Wege der Käufersuche und erhöhen die Chancen, den passenden Nachfolger für Ihr Unternehmen in Schleswig-Holstein zu finden.
Wie gestaltet man den Verkaufsprozess in Schleswig-Holstein optimal?
Der Verkauf eines Unternehmens in Schleswig-Holstein folgt einem strukturierten Prozess, der bei guter Vorbereitung zum Erfolg führt:
Die Vorbereitungsphase sollte idealerweise 1-2 Jahre vor dem geplanten Verkauf beginnen. In dieser Zeit können Sie gezielt an der Optimierung Ihres Unternehmens arbeiten: Bereinigung der Bilanz, Steigerung der Rentabilität, Klärung von Rechtsfragen und Dokumentation wichtiger Prozesse und Kundenbeziehungen.
Bei der Erstellung der Verkaufsunterlagen ist Professionalität gefragt. Ein aussagekräftiges Verkaufsexposé präsentiert Ihr Unternehmen optimal und enthält alle relevanten Informationen für potenzielle Käufer. Ein anonymisiertes Kurzprofil (Teaser) dient der ersten Kontaktaufnahme.
Die Käufersuche erfolgt diskret und zielgerichtet. In Schleswig-Holstein bieten sich neben den klassischen Wegen wie direkter Ansprache strategischer Investoren auch regionale Netzwerke und Veranstaltungen wie der "Nachfolgetag Schleswig-Holstein" an. Aufgrund der Nähe zu Hamburg und Skandinavien sollten auch überregionale und internationale Käufer in Betracht gezogen werden.
Nach ersten Gesprächen mit interessierten Käufern und der Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung folgt die Due-Diligence-Phase, in der der potenzielle Käufer Ihr Unternehmen gründlich prüft.
In der Verhandlungsphase werden Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten und Übergangsregelungen festgelegt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die steuerlichen Aspekte der Transaktion und die Gestaltung des Kaufvertrags.
Ein realistischer Zeitrahmen für den gesamten Verkaufsprozess beträgt in der Regel 6 bis 12 Monate. Eine professionelle Unterstützung durch M&A-Berater, Steuerberater und Rechtsanwälte kann diesen Prozess erheblich erleichtern.
Welche steuerlichen Besonderheiten sind beim Unternehmensverkauf in Schleswig-Holstein zu beachten?
Der Verkauf eines Unternehmens hat erhebliche steuerliche Auswirkungen, die durch eine frühzeitige Planung optimiert werden können:
Bei einem Asset Deal, also dem Verkauf einzelner Vermögensgegenstände des Unternehmens, unterliegen Gewinne grundsätzlich der Einkommensteuer. Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch Freibeträge nach § 16 EStG genutzt werden, insbesondere wenn der Verkäufer über 55 Jahre alt ist.
Bei einem Share Deal, also dem Verkauf von Unternehmensanteilen, hängt die steuerliche Behandlung von der Rechtsform ab. Bei Kapitalgesellschaften gilt das Teileinkünfteverfahren, bei dem 40% der Veräußerungsgewinne steuerfrei bleiben können.
Schleswig-Holstein erhebt mit 6,5% einen der höchsten Grunderwerbsteuersätze in Deutschland. Dies ist besonders bei Immobilientransaktionen im Rahmen eines Unternehmensverkaufs zu berücksichtigen, etwa bei Tourismus- und Beherbergungsbetrieben mit eigenen Immobilien.
Die Gründung einer Holding-Struktur vor dem Verkauf kann steuerliche Vorteile bieten und sollte rechtzeitig geprüft werden. Auch die Nutzung von Reinvestitionsmöglichkeiten nach § 6b EStG kann die Steuerlast reduzieren.
Bei familieninternen Übertragungen können besondere Vergünstigungen bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer in Anspruch genommen werden. Die Übertragung von Betriebsvermögen innerhalb der Familie kann unter bestimmten Voraussetzungen weitgehend steuerfrei erfolgen.
Eine frühzeitige Beratung durch spezialisierte Steuerexperten ist unerlässlich, um die steuerlichen Belastungen beim Unternehmensverkauf zu minimieren.
Wie nutzt man die Nähe zu Skandinavien und Hamburg für den Unternehmensverkauf?
Die geografische Lage Schleswig-Holsteins zwischen der Metropolregion Hamburg und Skandinavien bietet besondere Chancen für Unternehmensverkäufer, die gezielt genutzt werden sollten:
Skandinavische Investoren zeigen zunehmendes Interesse an Übernahmen in Schleswig-Holstein, besonders in Branchen wie erneuerbare Energien, Tourismus, maritime Wirtschaft und Gesundheitswesen. Die kulturelle Nähe und ähnliche Geschäftsmentalität erleichtern grenzüberschreitende Transaktionen. Spezialisierte M&A-Berater mit skandinavischen Netzwerken können diese Käufergruppe gezielt ansprechen.
Die unmittelbare Nähe zur Wirtschaftsmetropole Hamburg eröffnet Zugang zu einem großen Kreis potenzieller Käufer. Viele Hamburger Unternehmen suchen aktiv nach Expansionsmöglichkeiten in das nördlichste Bundesland, um von den günstigeren Standortkosten bei gleichzeitig guter Erreichbarkeit zu profitieren.
Bei der Vorbereitung auf internationale Käufer sollten Verkaufsunterlagen mehrsprachig (mindestens Deutsch und Englisch, ggf. auch Dänisch oder Schwedisch) erstellt werden. Auch eine international verständliche Darstellung der Finanzkennzahlen kann hilfreich sein.
Regionale Kooperationsnetzwerke wie das "Enterprise Europe Network Schleswig-Holstein" oder die "Fehmarnbelt Business Council" bieten Plattformen, um grenzüberschreitende Kontakte zu potenziellen Käufern herzustellen. Diese Netzwerke können gezielt für die Suche nach geeigneten Nachfolgern genutzt werden.
Die gezielte Nutzung der internationalen Dimension des Wirtschaftsstandorts Schleswig-Holstein kann zu einer breiteren Käuferbasis führen und damit die Chancen auf einen optimalen Verkaufspreis erhöhen.