Warum ist Thüringen ein attraktiver Standort für Unternehmensverkäufe?
Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem dynamischen Wirtschaftsstandort entwickelt, der Unternehmensverkäufern spezifische Vorteile bietet. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 65,2 Milliarden Euro (2023) und einem soliden Wachstum von 2,4% im Vergleich zum Vorjahr zeigt das Bundesland eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Diese Aufwärtsdynamik schafft ein günstiges Umfeld für Unternehmensverkäufe und erhöht die Attraktivität für potenzielle Käufer.
Die zentrale Lage im Herzen Deutschlands mit exzellenter Verkehrsinfrastruktur macht Thüringen zu einem idealen Standort für Unternehmen mit überregionaler Ausrichtung. Die Autobahnen A4, A9 und A71 sowie das gut ausgebaute Schienennetz bieten optimale Anbindungen in alle Richtungen. Diese logistischen Vorteile fließen positiv in die Bewertung Thüringer Unternehmen ein und steigern deren Attraktivität für potenzielle Käufer.
Ein besonderer Pluspunkt ist die umfangreiche Förderkulisse, die Thüringen als strukturschwächere Region bietet. Investoren können von attraktiven Förderprogrammen profitieren, was die Übernahme eines bestehenden Unternehmens wirtschaftlich interessanter macht und sich positiv auf mögliche Verkaufspreise auswirken kann. Die Thüringer Aufbaubank bietet spezielle Programme zur Unterstützung von Unternehmensnachfolgen an.
Wie stellt sich die Nachfolgesituation im Thüringer Mittelstand dar?
Der Thüringer Mittelstand umfasst rund 80.000 kleine und mittlere Unternehmen, die etwa 70% aller Arbeitsplätze im Freistaat sichern. Nach Erhebungen der IHK Thüringen stehen in den kommenden fünf Jahren etwa 5.500 dieser Unternehmen vor der Herausforderung einer Nachfolgeregelung.
Eine Besonderheit in Thüringen ist die historisch bedingte jüngere Altersstruktur vieler Unternehmen. Zahlreiche Betriebe wurden erst nach der Wiedervereinigung gegründet, und die Gründergeneration erreicht nun das Ruhestandsalter. Dies führt zu einer Welle von Nachfolgesituationen, die in den kommenden Jahren noch zunehmen wird und einen wichtigen Markt für Unternehmenskäufer eröffnet.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen in Thüringen liegt bei 25,7%, was eine solide Basis für Übernahmeinteressenten darstellt. Herausfordernd ist jedoch die demografische Entwicklung mit Abwanderungstendenzen jüngerer, gut ausgebildeter Fachkräfte, was die Suche nach familieninternen oder regionalen Nachfolgern erschweren kann. Dies eröffnet aber gleichzeitig Chancen für überregionale oder internationale Käufer, die bewährte Geschäftsmodelle übernehmen und weiterentwickeln möchten.
Welche Branchen in Thüringen sind bei Unternehmenskäufen besonders gefragt?
Thüringen zeichnet sich durch eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur aus, in der bestimmte Branchen besonders stark vertreten sind und entsprechend hohe Nachfrage bei Unternehmenskäufen generieren:
Der Maschinenbau und die Automobilzulieferindustrie bilden traditionelle Stärken der Thüringer Wirtschaft. Unternehmen in diesem Bereich, insbesondere solche mit spezialisiertem Know-how und etablierten Kundenbeziehungen zu großen Herstellern, sind bei strategischen Investoren sehr gefragt und erzielen bei Verkäufen oft überdurchschnittliche Bewertungen.
Die Optik- und Photonikindustrie hat mit dem Zentrum Jena einen international bedeutsamen Cluster in Thüringen. Unternehmen dieser zukunftsorientierten Branche mit innovativen Produkten oder patentierten Verfahren wecken besonderes Interesse bei Investoren, die in Wachstumsmärkte einsteigen möchten.
Die Medizintechnik und Life Sciences haben sich in Thüringen zu wichtigen Wirtschaftszweigen entwickelt. Die Nähe zu renommierten Forschungseinrichtungen und die Einbindung in regionale Netzwerke machen diese Unternehmen zu attraktiven Übernahmezielen für strategische Käufer.
Die Ernährungswirtschaft mit ihrer Verbindung zur regionalen Landwirtschaft stellt einen stabilen Wirtschaftszweig dar. Unternehmen mit etablierten Marken oder Spezialprodukten erzielen bei Verkäufen oft attraktive Bewertungen.
Auch im Bereich erneuerbare Energien und Umwelttechnologie hat sich Thüringen als wichtiger Standort etabliert. Die politische Unterstützung für die Energiewende und der gesellschaftliche Trend zu mehr Nachhaltigkeit sorgen für stabile Zukunftsaussichten, was diese Unternehmen für Käufer besonders interessant macht.
Wie bestimmt man den Wert eines Thüringer Unternehmens?
Die Bewertung eines Unternehmens in Thüringen folgt grundsätzlich den etablierten Methoden, berücksichtigt jedoch regionale Besonderheiten:
Bei der Ertragswertmethode werden die zukünftigen Erträge des Unternehmens prognostiziert und auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. In Thüringen müssen dabei regionale Wirtschaftstrends berücksichtigt werden: Unternehmen in Wachstumsbranchen wie Optik, Medizintechnik oder erneuerbare Energien können von positiven Zukunftsaussichten profitieren, während in anderen Sektoren eine vorsichtigere Prognose angebracht sein kann.
Die Multiplikatormethode nutzt branchenspezifische Faktoren, die mit Kennzahlen wie EBIT oder EBITDA multipliziert werden. In Thüringen variieren diese Multiplikatoren je nach Branche erheblich: Während Unternehmen im Bereich Optik/Photonik oder Medizintechnik oft mit EBITDA-Multiplikatoren zwischen 5 und 8 bewertet werden, liegen traditionelle Handwerksbetriebe typischerweise zwischen 3 und 5.
Die Substanzwertmethode berücksichtigt den materiellen Wert aller Vermögensgegenstände abzüglich Verbindlichkeiten. Diese Methode spielt besonders bei asset-intensiven Unternehmen eine wichtige Rolle, etwa im produzierenden Gewerbe oder bei Unternehmen mit wertvollen Immobilien.
Für eine fundierte Bewertung empfiehlt sich die Konsultation eines erfahrenen Unternehmensbewerters mit Kenntnis der regionalen Marktgegebenheiten. Eine professionelle Bewertung bildet die Grundlage für realistische Preisvorstellungen und erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Verkaufsabschluss.
Welche Unterstützung können Verkäufer in Thüringen nutzen?
Thüringen bietet ein umfassendes Netzwerk an Unterstützungsangeboten für Unternehmer, die ihren Betrieb verkaufen möchten:
Die Industrie- und Handelskammern in Erfurt, Gera und Suhl haben spezielle Nachfolgeberater, die bei der Vorbereitung des Verkaufs unterstützen. Das "Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum" (ThEx) mit seinem "ThEx Nachfolge"-Programm bietet umfassende Beratung und Vermittlungsleistungen an.
Die Handwerkskammer Thüringen verfügt über eigene Betriebsberater mit Fokus auf Unternehmensnachfolge. Sie unterstützen bei der Unternehmensbewertung und können aus ihrem Netzwerk geeignete Interessenten vermitteln.
Die Thüringer Aufbaubank bietet spezielle Finanzierungsprogramme für Unternehmensnachfolgen an. Das Programm "Thüringen-Invest" unterstützt gezielt Investitionen im Rahmen von Nachfolgeregelungen und kann die Attraktivität für potenzielle Käufer erhöhen.
Die Bürgschaftsbank Thüringen und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen stellen Bürgschaften und Beteiligungskapital für Nachfolgefinanzierungen bereit und können damit den Verkaufsprozess erleichtern.
Spezialisierte M&A-Berater mit Fokus auf den mitteldeutschen Wirtschaftsraum verfügen über wertvolle Marktkenntnisse und Käufernetzwerke. Sie können den gesamten Verkaufsprozess professionell begleiten und einen optimalen Verkaufspreis erzielen.
Online-Plattformen wie viaductus ergänzen die traditionellen Wege der Käufersuche und erhöhen die Chancen, den passenden Nachfolger für Ihr Unternehmen in Thüringen zu finden.
Wie gestaltet man den Verkaufsprozess in Thüringen optimal?
Der Verkauf eines Unternehmens in Thüringen folgt einem strukturierten Prozess, der bei guter Vorbereitung zum Erfolg führt:
Die Vorbereitungsphase sollte idealerweise 1-2 Jahre vor dem geplanten Verkauf beginnen. In dieser Zeit können Sie gezielt an der Optimierung Ihres Unternehmens arbeiten: Bereinigung der Bilanz, Steigerung der Rentabilität, Klärung von Rechtsfragen und Dokumentation wichtiger Prozesse und Kundenbeziehungen.
Bei der Erstellung der Verkaufsunterlagen ist Professionalität gefragt. Ein aussagekräftiges Verkaufsexposé präsentiert Ihr Unternehmen optimal und enthält alle relevanten Informationen für potenzielle Käufer. Ein anonymisiertes Kurzprofil (Teaser) dient der ersten Kontaktaufnahme.
Die Käufersuche erfolgt diskret und zielgerichtet. In Thüringen bieten sich neben den klassischen Wegen wie direkter Ansprache strategischer Investoren auch regionale Netzwerke und Veranstaltungen wie die "Nachfolgebörse Thüringen" an. Aufgrund der demografischen Herausforderungen sollte auch überregional nach potenziellen Käufern gesucht werden.
Nach ersten Gesprächen mit interessierten Käufern und der Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung folgt die Due-Diligence-Phase, in der der potenzielle Käufer Ihr Unternehmen gründlich prüft.
In der Verhandlungsphase werden Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten und Übergangsregelungen festgelegt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die steuerlichen Aspekte der Transaktion und die Gestaltung des Kaufvertrags.
Ein realistischer Zeitrahmen für den gesamten Verkaufsprozess beträgt in der Regel 6 bis 12 Monate. Eine professionelle Unterstützung durch M&A-Berater, Steuerberater und Rechtsanwälte kann diesen Prozess erheblich erleichtern.
Welche steuerlichen Besonderheiten sind beim Unternehmensverkauf in Thüringen zu beachten?
Der Verkauf eines Unternehmens hat erhebliche steuerliche Auswirkungen, die durch eine frühzeitige Planung optimiert werden können:
Bei einem Asset Deal, also dem Verkauf einzelner Vermögensgegenstände des Unternehmens, unterliegen Gewinne grundsätzlich der Einkommensteuer. Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch Freibeträge nach § 16 EStG genutzt werden, insbesondere wenn der Verkäufer über 55 Jahre alt ist.
Bei einem Share Deal, also dem Verkauf von Unternehmensanteilen, hängt die steuerliche Behandlung von der Rechtsform ab. Bei Kapitalgesellschaften gilt das Teileinkünfteverfahren, bei dem 40% der Veräußerungsgewinne steuerfrei bleiben können.
Thüringen erhebt mit 6,5% einen der höchsten Grunderwerbsteuersätze in Deutschland. Dies ist bei Immobilientransaktionen im Rahmen eines Unternehmensverkaufs zu berücksichtigen, etwa bei produzierenden Unternehmen mit eigenen Betriebsimmobilien.
Die Gründung einer Holding-Struktur vor dem Verkauf kann steuerliche Vorteile bieten und sollte rechtzeitig geprüft werden. Auch die Nutzung von Reinvestitionsmöglichkeiten nach § 6b EStG kann die Steuerlast reduzieren.
Bei familieninternen Übertragungen können besondere Vergünstigungen bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer in Anspruch genommen werden. Die Übertragung von Betriebsvermögen innerhalb der Familie kann unter bestimmten Voraussetzungen weitgehend steuerfrei erfolgen.
Eine frühzeitige Beratung durch spezialisierte Steuerexperten ist unerlässlich, um die steuerlichen Belastungen beim Unternehmensverkauf zu minimieren.
Wie kann die Nachfolgersuche in Thüringen trotz demografischer Herausforderungen gelingen?
Die demografische Situation in Thüringen mit Abwanderungstendenzen jüngerer Fachkräfte stellt Unternehmensverkäufer vor besondere Herausforderungen, bietet aber auch spezifische Lösungsansätze:
Die überregionale Suche nach Nachfolgern sollte frühzeitig eingeleitet werden. Dabei können spezialisierte Vermittlungsplattformen und M&A-Berater wertvolle Unterstützung leisten, indem sie gezielt Interessenten aus anderen Bundesländern oder dem Ausland ansprechen.
Das "Thüringer Rückkehrerprogramm" unterstützt ehemalige Landesbürger, die berufliche Erfahrungen in anderen Regionen gesammelt haben und für eine Unternehmensnachfolge in ihre Heimat zurückkehren möchten. Diese Zielgruppe verbindet regionale Verbundenheit mit externem Know-how und stellt daher eine interessante Option für Unternehmensverkäufer dar.
Die Kooperation mit Hochschulen und Universitäten des Landes, insbesondere der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Technischen Universität Ilmenau, kann Kontakte zu qualifizierten Absolventen herstellen, die Interesse an einer Selbstständigkeit durch Unternehmensübernahme haben.
Die Attraktivität für überregionale Nachfolger lässt sich durch gezielte Maßnahmen steigern: Hervorhebung der zentralen Lage und hervorragenden Infrastruktur, Betonung der verhältnismäßig günstigen Kosten für Wohn- und Gewerbeimmobilien und Hinweis auf attraktive Fördermöglichkeiten für Unternehmensübernahmen.
Eine schrittweise Übergabe mit längerer Einarbeitungszeit kann die Hürden für potenzielle Nachfolger senken und gleichzeitig den Wissenstransfer sicherstellen. Modelle wie die zeitweise Beteiligung des Verkäufers oder eine beratende Tätigkeit nach dem Verkauf können die Attraktivität für Käufer erhöhen.