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Unternehmenswert steigern durch nachhaltiges Wirtschaften - Praktische ESG-Maßnahmen vor dem Verkauf

8 min Lesezeit

Nachhaltigkeit hat sich von einem Trend zu einem fundamentalen Wertschöpfungsfaktor entwickelt. Für Unternehmer, die einen Verkauf ihres Unternehmens planen, eröffnet die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) erhebliche Chancen zur Wertsteigerung. Käufer sind zunehmend bereit, für nachhaltig aufgestellte Unternehmen Premiumpreise zu zahlen, da diese weniger Risiken aufweisen und bessere Zukunftsperspektiven bieten. Dieser Artikel beleuchtet praxisorientierte ESG-Maßnahmen, die nicht nur dem Planeten und der Gesellschaft zugutekommen, sondern auch den Unternehmenswert spürbar steigern können.

ESG als Werttreiber bei der Unternehmensbewertung

In den letzten Jahren haben ESG-Kriterien massiv an Bedeutung gewonnen und beeinflussen heute substanziell die Unternehmensbewertung. Dieser Trend wird durch mehrere Faktoren verstärkt: Strengere Regulatorik, veränderte Kundenerwartungen und ein gestiegenes Risikobewusstsein bei Investoren. Besonders strategische Investoren und Private-Equity-Gesellschaften bewerten Nachhaltigkeitsaspekte mittlerweile als entscheidenden Faktor für langfristigen Geschäftserfolg.

Bei der Multiplikatormethode, einem Standardverfahren der Unternehmensbewertung, können ESG-Vorreiter heute mit höheren EBITDA-Multiplikatoren rechnen. Studien zeigen, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen Bewertungsaufschläge von 10-20% gegenüber weniger nachhaltig aufgestellten Wettbewerbern erzielen können. Dies gilt insbesondere, wenn die ESG-Maßnahmen nicht nur als oberflächliches "Greenwashing" dienen, sondern tief in die Geschäftsstrategie und betrieblichen Abläufe integriert sind.

Auch bei der Due Diligence gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung. Eine umfassende ESG Due Diligence wird zunehmend standardmäßig durchgeführt. Käufer prüfen dabei nicht nur compliance-relevante Aspekte, sondern bewerten auch Chancen und Risiken im Zusammenhang mit Klimawandel, Ressourcenverknappung und gesellschaftlichen Veränderungen. Ein proaktives ESG-Management kann daher potenzielle Deal-Breaker eliminieren und den Verkaufsprozess beschleunigen.

Für Unternehmensverkäufer bedeutet dies, dass die frühzeitige Implementierung von ESG-Maßnahmen nicht nur aus ethischen Gründen sinnvoll ist, sondern auch einen signifikanten Wettbewerbsvorteil im Verkaufsprozess darstellen kann. Neben direkten finanziellen Vorteilen wie Kosteneinsparungen durch Ressourceneffizienz werden auch indirekte Wertsteigerungspotenziale wie Markenreputation, Mitarbeiterbindung und Innovationskraft von Käufern honoriert. Eine wertorientierte Strategie sollte daher ESG-Aspekte konsequent berücksichtigen.

Praktische ESG-Maßnahmen mit maximaler Wertsteigerung

Nicht alle Nachhaltigkeitsmaßnahmen haben die gleiche Wirkung auf den Unternehmenswert. Für Verkäufer ist es entscheidend, jene Maßnahmen zu priorisieren, die sowohl ökologisch sinnvoll sind als auch die größte Hebelwirkung auf die Unternehmensbewertung haben. Im Umweltbereich (Environmental) zählt dazu vor allem die Reduktion des CO2-Fußabdrucks durch Energieeffizienzmaßnahmen, Umstellung auf erneuerbare Energien und Optimierung der Logistik. Diese Maßnahmen verbessern nicht nur die Ökobilanz, sondern senken gleichzeitig die Betriebskosten und machen das Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber steigenden Energiepreisen und CO2-Abgaben.

Im Sozialbereich (Social) stehen die Mitarbeiter im Fokus. Programme zur Förderung von Diversität, faire Entlohnung und flexible Arbeitsmodelle steigern die Attraktivität als Arbeitgeber und reduzieren Fluktuation und Krankheitsraten. Der Aufbau einer zweiten Führungsebene mit hoher Diversity-Kompetenz ist für Käufer besonders wertvoll, da er eine reibungslose Fortführung des Unternehmens auch nach dem Ausscheiden des bisherigen Eigentümers sicherstellt. Käufer bewerten Unternehmen mit einer starken, diversen Führungsmannschaft und geringer Mitarbeiterfluktuation deutlich höher, da sie geringere Integrationsrisiken und bessere Wachstumsperspektiven bieten.

Im Bereich Unternehmensführung (Governance) sollten transparente Entscheidungsstrukturen, wirksame Compliance-Systeme und eine verantwortungsvolle Lieferkettensteuerung im Mittelpunkt stehen. Die Dokumentation und Standardisierung von Prozessen schafft Transparenz und Vertrauen. Ein systematisches Wissensmanagement, das auch ESG-relevante Informationen umfasst, erleichtert zudem die Einarbeitung neuer Führungskräfte nach dem Verkauf. Diese Maßnahmen reduzieren nicht nur regulatorische und reputationsbezogene Risiken, sondern steigern auch die operative Exzellenz und damit die Attraktivität für Käufer.

Besonders wertvoll sind ESG-Maßnahmen, die direkt das Kerngeschäft betreffen und neue Wachstumschancen eröffnen. Die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen, die Erschließung neuer umweltbewusster Kundensegmente oder innovative Geschäftsmodelle im Bereich der Kreislaufwirtschaft können erhebliches Wachstumspotenzial bieten. Solche strategischen ESG-Initiativen werden von Käufern besonders honoriert, da sie nicht nur Risiken mindern, sondern auch zukunftsorientierte Wachstumsperspektiven eröffnen.

Erfolgreiche Implementation und Kommunikation der ESG-Strategie

Die Umsetzung von ESG-Maßnahmen sollte systematisch erfolgen und idealerweise mindestens zwei Jahre vor dem geplanten Verkauf beginnen. Dies gibt ausreichend Zeit, die Maßnahmen zu implementieren und ihre positiven Auswirkungen auf Geschäftskennzahlen nachzuweisen. Eine schlüssige Integration in die langfristige Nachfolgeplanung ist dabei essenziell. Wichtig ist ein strukturierter Ansatz, der mit einer Wesentlichkeitsanalyse beginnt, um die für das spezifische Unternehmen relevantesten ESG-Themen zu identifizieren.

Die Einbindung der Mitarbeiter spielt bei der Umsetzung eine Schlüsselrolle. Durch interne Kommunikation und Schulungen werden sie zu Botschaftern der Nachhaltigkeitsstrategie. Dies fördert nicht nur die erfolgreiche Implementierung, sondern stärkt auch die Unternehmenskultur, was wiederum für potenzielle Käufer attraktiv ist. Besonders beim Umgang mit Widerständen im Team ist eine sensible Kommunikation und die Verdeutlichung der Vorteile für alle Beteiligten wichtig.

Die Dokumentation und Messung der ESG-Performance ist entscheidend, um den Wertbeitrag gegenüber Käufern glaubhaft darzustellen. Die Erhebung relevanter ESG-Kennzahlen sollte in bestehende Management-Informationssysteme integriert werden. Zunehmend werden auch formale Nachhaltigkeitsberichte nach anerkannten Standards wie GRI oder SASB erstellt. Diese bieten im Verkaufsprozess eine solide Basis für die Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistung und erleichtern die Due Diligence. Besonders bei einer Commercial Due Diligence oder Strategic Due Diligence werden ESG-Aspekte heute eingehend geprüft.

Die externe Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen sollte authentisch und faktenbasiert erfolgen. Übertriebene Behauptungen ohne Substanz (Greenwashing) können im Verkaufsprozess schnell aufgedeckt werden und das Vertrauen potenzieller Käufer zerstören. Stattdessen empfiehlt sich eine transparente Darstellung der erreichten Fortschritte, verbunden mit klaren Zielen für die Zukunft. Dies schafft Glaubwürdigkeit und zeigt Käufern das weitere Wertpotenzial auf. Die professionelle Aufbereitung im Verkaufsprospekt und in Präsentationen für Investoren kann den Wertzuwachs durch ESG-Maßnahmen effektiv verdeutlichen.

ESG-Maßnahmen als Beschleuniger für einen erfolgreichen Exit

Nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen erzielen nicht nur höhere Verkaufspreise, sondern profitieren auch von einem effizienteren Verkaufsprozess. ESG-Vorreiter können auf eine breitere Basis potenzieller Käufer zugreifen, da immer mehr Investoren Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen. Dies gilt insbesondere für internationale Käufer aus Regionen mit hohem Nachhaltigkeitsbewusstsein wie Skandinavien oder Nordamerika. Die steuerliche Behandlung ausländischer Investoren kann hier zusätzliche Vorteile bieten.

Ein weiterer Vorteil liegt in der verbesserten Finanzierbarkeit der Transaktion. Banken und andere Kapitalgeber bieten für nachhaltige Unternehmen zunehmend günstigere Konditionen an, was den Kreis potenzieller Käufer erweitert und höhere Verkaufspreise ermöglicht. Optionen für Käufer wie Green Loans oder Sustainability-linked Loans können die Attraktivität des Deals zusätzlich steigern und die Kaufpreisfindung positiv beeinflussen.

ESG-Maßnahmen können auch den Weg für alternative Verkaufsstrukturen ebnen. Modelle wie Mitarbeiterbeteiligungen oder Management Buy-Outs werden durch eine nachhaltige Unternehmensausrichtung attraktiver, da sie die Identifikation der Belegschaft mit dem Unternehmen stärkt. Auch bei einer externen Nachfolge durch strategische Käufer kann eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie entscheidend sein, um das Interesse finanzstarker Investoren zu wecken.

Besonders wichtig ist die Integration von ESG-Aspekten in den gesamten Verkaufsprozess, von der ersten Ansprache potenzieller Käufer bis zum Vertragsabschluss. Ein erfahrener M&A-Berater kann dabei helfen, die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens optimal zu präsentieren und in den Verhandlungen zu monetarisieren. Die frühzeitige Einbindung externer Berater mit ESG-Expertise stellt sicher, dass keine Wertsteigerungspotenziale ungenutzt bleiben und der Verkaufsprozess zum bestmöglichen Ergebnis führt.

Fazit: Nachhaltigkeit als strategischer Erfolgsfaktor beim Unternehmensverkauf

Die Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensstrategie hat sich von einer optionalen Maßnahme zu einem zentralen Werttreiber bei Unternehmenstransaktionen entwickelt. Verkäufer, die frühzeitig in Nachhaltigkeit investieren, profitieren von höheren Bewertungen, einem breiteren Käuferkreis und einem effizienteren Verkaufsprozess. Besonders wertvoll sind dabei Maßnahmen, die nicht isoliert stehen, sondern in die Kernprozesse des Unternehmens integriert sind und messbare ökonomische Vorteile generieren.

Die erfolgreiche Umsetzung von ESG-Maßnahmen erfordert einen strategischen Ansatz, der Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte ganzheitlich betrachtet und konsequent dokumentiert. Dabei ist die Authentizität entscheidend: Nur wenn die Nachhaltigkeitsstrategie glaubwürdig umgesetzt und kommuniziert wird, lässt sich ihr volles Wertpotenzial im Verkaufsprozess realisieren. Professionelle Beratung kann hier den entscheidenden Unterschied machen, um die richtigen Prioritäten zu setzen und die Maßnahmen optimal zu präsentieren.

Unternehmer, die einen Verkauf planen, sollten ESG nicht als lästige Pflicht, sondern als strategische Chance begreifen. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit zunehmend zum wirtschaftlichen Imperativ wird, bietet die frühzeitige Integration von ESG-Kriterien einen doppelten Nutzen: Sie macht das Unternehmen zukunftsfähiger und steigert gleichzeitig seinen Wert für potenzielle Käufer. Wer heute in nachhaltige Geschäftspraktiken investiert, legt damit den Grundstein für einen erfolgreichen und wertmaximierenden Exit in der Zukunft.

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Über den Autor

Christopher Heckel

Christopher Heckel

Co-Founder & CTO

Christopher hat als CTO des Mittelstandsfinanziers Creditshelf die digitale Transformation von Finanzlösungen für den Mittelstand geleitet. Viaductus wurde mit dem Ziel gegründet, mit Technologie für Unternehmensübernahmen und -verkäufe Menschen zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.

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