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Unternehmensverkauf: Remote M&A und virtuelle Unternehmensübernahmen

7 min Lesezeit

Die Corona-Pandemie hat die Geschäftswelt in vielen Bereichen grundlegend verändert. Was früher undenkbar schien, ist heute vielerorts Normalität: Virtuelle Meetings, digitale Signaturen, Remote Work. Dieser Trend macht auch vor M&A-Prozessen nicht halt. Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüsse finden immer häufiger teilweise oder sogar vollständig remote statt. Dieser Artikel beleuchtet, welche Chancen und Herausforderungen diese Entwicklung mit sich bringt und was Käufer und Verkäufer beachten sollten, um auch aus der Ferne erfolgreich zu sein.

Digitale Due Diligence: Datenräume ersetzen Vororttermine

Eine der größten Veränderungen betrifft die Due Diligence. Wo sich früher ganze Teams von Anwälten, Wirtschaftsprüfern und Fachexperten in muffigen Datenräumen trafen, um kistenweise Ordner zu wälzen, findet die Prüfung heute meist virtuell statt. Cloudbasierte Datenräume, in denen alle relevanten Dokumente zentral abgelegt und eingesehen werden können, sind der neue Standard. Das hat viele Vorteile:

  • Zeit- und Kostenersparnis durch wegfallende Reisen
  • Effizientere Prozesse durch paralleles Arbeiten und schnellen Datenzugriff
  • Bessere Compliance durch lückenlose Zugriffshistorie und granulare Rechtevergabe
  • Geringeres Risiko durch hochsichere, zertifizierte Plattformen

Eine digitale Due Diligence ist aber auch anspruchsvoller. Sie erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, klare Strukturen und einen reibungslosen Datenaustausch zwischen allen Beteiligten. Auch der persönliche Eindruck vor Ort lässt sich nicht eins zu eins ersetzen. Umso wichtiger sind regelmäßige Videocalls, in denen offene Fragen geklärt und zwischenmenschliche Beziehungen gepflegt werden können.

Virtuelle Verhandlungen: Kommunikation auf Distanz meistern

Auch Verhandlungen finden in Zeiten von Remote M&A meist per Telefon- oder Videokonferenz statt. Das hat durchaus Vorteile: Man spart Zeit und Reisekosten, kann flexibler agieren und auch kurzfristig zusammenkommen. Gleichzeitig fehlen aber wichtige Elemente der Kommunikation wie Mimik, Gestik und Körpersprache, die für Vertrauensbildung und das Erspüren von Stimmungen enorm wichtig sind. Drei Dinge sind daher besonders zu beachten:

  1. Technik & Umgebung: Stabile Verbindung, gute Tonqualität und eine ruhige, aufgeräumte Umgebung sind die Basis für professionelle Videocalls.

  2. Vorbereitung & Struktur: Eine präzise Agenda, vorab geteilte Dokumente und klare Sprecherrollen helfen, die Meetings effizient zu gestalten.

  3. Moderation & Achtsamkeit: Sensible Moderation ist gefragt, um allen Beteiligten Raum zu geben, Nachfragen zu ermöglichen und auch unausgesprochene Signale wahrzunehmen.

Generell gilt: Je wichtiger und komplexer das Thema, desto mehr lohnt es sich, zumindest punktuell physische Treffen einzuplanen. Für Schlüsselmomente wie den Signing oder Closing Day sollte man sich wenn irgend möglich persönlich begegnen.

Kulturelle Integration: Remote Onboarding als Herausforderung

Eine der größten Hürden bei virtuellen M&A-Transaktionen ist die kulturelle Integration. Wenn Teams sich nicht oder nur selten physisch begegnen, fällt es schwer, eine gemeinsame Identität und Vertrauensbasis zu schaffen. Stattdessen drohen Silobildung, Missverständnisse und Reibungsverluste. Ein durchdachtes Remote Onboarding ist daher das A und O. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Virtuelle Kennenlerntreffen und Teambuilding-Maßnahmen
  • Regelmäßige Kommunikation über Ziele, Fortschritte und Quick Wins
  • Klar definierte Rollen, Verantwortlichkeiten und Schnittstellen
  • Technische und organisatorische Unterstützung für Remote Work
  • Freiräume für informellen Austausch und das Wachsen einer gemeinsamen Kultur

Gerade Führungskräfte sind hier besonders gefordert. Sie müssen noch mehr als sonst vorangehen, motivieren und integrieren - auch und gerade über die Distanz.

Remote M&A als Chance: Flexibler, schneller, günstiger

Bei allen Herausforderungen bietet Remote M&A aber auch große Chancen. Unternehmen, die ihre Prozesse konsequent digitalisieren und virtualisieren, können in vielerlei Hinsicht profitieren:

  • Größerer Dealflow durch ortsunabhängige Suche und Ansprache
  • Beschleunigte Transaktionen durch effiziente, digitale Prozesse
  • Geringere Kosten durch wegfallende Reise- und Unterbringungskosten
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für die beteiligten Teams
  • Geringerer ökologischer Fußabdruck durch vermiedene Dienstreisen

Natürlich wird es auch in Zukunft Situationen geben, in denen physische Präsenz unverzichtbar ist. Aber in vielen Fällen können zumindest Teile des M&A-Prozesses remote abgewickelt werden - effizienter, günstiger und umweltschonender.

Fazit: Die Zukunft von M&A ist hybrid

Die Corona-Pandemie hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst, der auch an der M&A-Branche nicht spurlos vorübergeht. Virtual Deal Making ist zur neuen Normalität geworden - und das wird sich auch nach der Pandemie nicht grundlegend ändern. Zu groß sind die Vorteile und Effizienzgewinne.

Gleichzeitig hat die Krise aber auch gezeigt, wie wichtig zwischenmenschliche Beziehungen und persönliche Begegnungen sind. Rein virtuelle Transaktionen stoßen an Grenzen, gerade wenn es um Vertrauensbildung, Kulturwandel und Integration geht.

Die Zukunft von M&A liegt daher in hybriden Modellen, die das Beste aus beiden Welten vereinen. Digitale Prozesse und Tools, wo sie Tempo und Effizienz steigern. Physische Treffen und Workshops, wo sie für Beziehungsaufbau und Kreativität unverzichtbar sind. Reisen mit Bedacht, nicht aus Routine. Remote Work als Normalfall, nicht als Notlösung.

Unternehmen und M&A-Berater, die diese Balance beherrschen, werden die Nase vorn haben. Sie sind flexibler, schneller und oft auch kostengünstiger unterwegs. Sie können Deals in Zeiten gestalten, wo andere noch im Stau stehen oder am Gate warten.

Das setzt neue Fähigkeiten voraus, technisch wie menschlich. Souveräner Umgang mit digitalen Tools, exzellentes Projektmanagement und vor allem virtuelle Führungskompetenz werden zu Schlüsselqualifikationen für M&A-Profis.

Wer diese Kompetenzen gezielt aufbaut und hybride Deal-Strukturen intelligent gestaltet, ist bestens gerüstet für die Zeit nach Corona - und für eine M&A-Welt, in der Remote zum neuen Standard wird. Aber wo gleichzeitig gilt: Deals werden von Menschen gemacht. Auch und gerade über die Distanz.

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Über den Autor

Sven Gräber

Sven Gräber

Co-Founder & Chief Growth Officer

Sven ist ein erfahrener Unternehmer, der bereits mehrere Unternehmen erfolgreich verkauft hat. Er hat viele Erfahrungen mit der Finanzierung von Unternehmensübernahmen gesammelt und ist ein erfahrener Berater für Unternehmensverkäufe.

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