Unternehmensbörsen im deutschsprachigen Raum: Chancen und Risiken für Käufer und Verkäufer
Unternehmensbörsen: Eine zentrale Plattform für Unternehmensnachfolge
Unternehmensbörsen sind digitale Marktplätze, die Käufer und Verkäufer von Unternehmen zusammenbringen. Sie bieten eine zentrale Anlaufstelle für die Unternehmensnachfolge und ermöglichen den Austausch von Verkaufsangeboten und Kaufgesuchen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich und der Schweiz – haben sich Unternehmensbörsen als ein wichtiges Werkzeug etabliert. Plattformen wie nexxt-change, deutsche-unternehmensboerse.de oder Creditreform Firmenbörse sind bekannte Beispiele. (nexxt-change.org)
Vorteile von Unternehmensbörsen
1. Breite Reichweite
Eine der größten Stärken von Unternehmensbörsen liegt in ihrer Reichweite. Unternehmen werden durch die Online-Präsenz einer breiten Zielgruppe zugänglich gemacht, von regionalen Interessenten bis hin zu internationalen Käufern. Diese globale Sichtbarkeit ermöglicht es, Käufer oder Verkäufer zu finden, die möglicherweise über traditionelle Netzwerke nicht erreichbar wären.
Beispiel: nexxt-change berichtet, dass jährlich rund 5.000 Unternehmensinserate eingestellt werden, wodurch ein aktiver Markt für Käufer und Verkäufer entsteht. (nexxt-change.org)
Für Nischenunternehmen ist dies besonders wertvoll, da sie auf lokaler Ebene oft nicht ausreichend Interesse wecken könnten. Käufer profitieren zudem von der Vielfalt der Angebote, die Branchen und Größenordnungen umfassen.
2. Niedrige Einstiegshürden
Unternehmensbörsen bieten besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine einfache Möglichkeit, sich ohne großen technischen oder finanziellen Aufwand auf dem Markt zu präsentieren. Die Registrierung und das Inserieren eines Angebots sind auf vielen Plattformen kostenfrei oder günstig.
3. Zeitgemäße Darstellung
Die meisten Plattformen ermöglichen es Nutzern, moderne digitale Tools zu verwenden, um Angebote professionell zu präsentieren. Dazu gehören die Möglichkeit, Unternehmensvideos, detaillierte Exposés oder interaktive Datenräume zu integrieren.
Nachteile von Unternehmensbörsen
1. Qualität der Inserate
Die Qualität der Inserate auf Unternehmensbörsen kann stark variieren. Einige Angebote sind ausführlich und gut dokumentiert, während andere nur oberflächliche Informationen liefern. Häufig fehlen kritische Daten wie detaillierte Finanzberichte, Informationen zur Kundenstruktur oder Hinweise auf potenzielle Risiken.
Studie von Tech Corporate Finance: Unvollständige Inserate sind ein häufiges Problem. Käufer müssen häufig zusätzliche Ressourcen aufwenden, um die fehlenden Informationen einzuholen. (tech-corporatefinance.de)
Dieser Mangel an Tiefe kann zu Missverständnissen führen und den Bewertungsprozess erschweren, insbesondere für Käufer, die weniger erfahren im Umgang mit Due Diligence sind.
Lösung:
- Verkäufer sollten ihre Inserate möglichst detailliert gestalten, um Vertrauen zu schaffen.
- Käufer sollten sich nicht allein auf die Angaben im Inserat verlassen und immer eine gründliche Prüfung (Due Diligence) durchführen.
2. Konkurrenzdruck
Die Offenheit von Unternehmensbörsen führt zu einem intensiven Wettbewerb, insbesondere bei beliebten Branchen oder Unternehmen mit hoher Attraktivität. Dies kann dazu führen, dass:
- Käufer untereinander überbieten, was den Kaufpreis in die Höhe treibt.
- Verkäufer sich gezwungen sehen, ihre Angebote stärker zu standardisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Dieser Wettbewerb kann kleinere Unternehmen oder Erstkäufer benachteiligen, die nicht die Ressourcen haben, um in einem intensiven Marktumfeld mitzuhalten.
Beispiel aus der Praxis: Laut der deutschen Unternehmensbörse sehen sich viele Verkäufer gezwungen, Preisnachlässe oder zusätzliche Informationen anzubieten, um sich von der Konkurrenz abzuheben. (deutsche-unternehmensboerse.de)
Lösung:
- Käufer sollten sich klare Preisgrenzen setzen, um nicht in überteuerte Käufe zu geraten.
- Verkäufer können durch hochwertige Präsentationen und individuelle Ansprache aus der Masse hervorstechen.
3. Datenschutzrisiken
Obwohl viele Plattformen Anonymität und Datensicherheit versprechen, gibt es immer ein Restrisiko. Beispielsweise könnten potenzielle Käufer sensible Informationen missbrauchen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, oder Hacker könnten auf schlecht gesicherte Plattformen zugreifen.
Fallstudie von KPMG: Unternehmen in sensiblen Branchen wie Technologie oder Pharmazie sind besonders gefährdet, wenn wichtige Patente oder Entwicklungsdaten in falsche Hände geraten. (kpmg.de)
Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Anonymität die Nachvollziehbarkeit erschwert. Betrüger könnten falsche Absichten vortäuschen oder unrealistische Angebote machen, um Daten zu sammeln.
Lösung:
- Plattformen mit geprüften Sicherheitsstandards nutzen.
- Vor der Weitergabe sensibler Informationen immer eine Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA) einholen.
4. Kostenfallen und versteckte Gebühren
Obwohl viele Plattformen mit kostenfreien Basisangeboten werben, können zusätzliche Services wie prominente Platzierungen, detaillierte Analysen oder Kontaktgebühren erhebliche Kosten verursachen. Verkäufer könnten beispielsweise dazu verleitet werden, kostenpflichtige Zusatzoptionen zu buchen, um mehr Sichtbarkeit zu erlangen, während Käufer für die Kontaktaufnahme oder weiterführende Informationen zahlen müssen.
Studie von Seven Reasons: Viele Plattformen verschleiern ihre Gebührenstruktur, was zu Überraschungen führen kann. (sevenreasons.de)
Lösung:
- Vor der Nutzung einer Plattform die Gebührenstruktur sorgfältig prüfen.
- Alternativen vergleichen und Bewertungen von anderen Nutzern berücksichtigen.
5. Mangelnde Aktualität der Inserate
Ein häufig übersehener Nachteil ist die Aktualität der Angebote. Einige Inserate bleiben über Monate oder sogar Jahre online, obwohl die Transaktionen längst abgeschlossen sind. Dies führt zu Frustration bei Käufern, die Zeit in die Kontaktaufnahme mit nicht mehr verfügbaren Unternehmen investieren.
Beispiel: Eine Analyse von Inseraten auf der Plattform nexxt-change zeigte, dass bis zu 15 % der Angebote nicht mehr aktiv waren. (nexxt-change.org)
Lösung:
- Plattformen sollten aktive Angebote regelmäßig prüfen und veraltete Inserate entfernen.
- Nutzer können durch direkte Rückfragen sicherstellen, dass ein Angebot noch verfügbar ist.
Verbesserungspotenziale für Unternehmensplattformen
Um Unternehmensbörsen für Nutzer noch attraktiver zu gestalten, könnten Plattformen gezielt an einigen Schwachstellen arbeiten und zusätzliche Funktionen integrieren. Besonders in den Bereichen Datensicherheit, Effizienz im Prozessablauf und intelligente Suche gibt es vielversprechende Ansätze, die den Mehrwert für Käufer und Verkäufer steigern können.
Datensicherheit und Privatsphäre stärken
Ein häufig genannter Kritikpunkt ist der Umgang mit sensiblen Daten. Plattformen könnten hier durch verschlüsselte Kommunikationskanäle, digitale Tools zur schnellen Unterzeichnung von Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDAs) und transparente Datenschutzrichtlinien punkten. So ließen sich Vertrauen und Sicherheit in der Nutzung erheblich erhöhen.
Effiziente und intuitive Abläufe
Der Erstkontakt zwischen Käufern und Verkäufern könnte durch standardisierte, aber individualisierbare Profile effizienter gestaltet werden. Ergänzend dazu könnten sichere Plattform-Messenger den Austausch erleichtern, ohne auf externe Kommunikationsmittel wie E-Mails zurückgreifen zu müssen. Dies würde die Geschwindigkeit und Professionalität der Transaktionen deutlich verbessern.
Intelligente Matching-Tools und Automatisierung
KI-gestützte Matching-Systeme, die basierend auf Nutzerprofilen und Präferenzen automatisch passende Angebote oder Interessenten vorschlagen, bieten ein enormes Optimierungspotenzial. In Kombination mit automatischen Benachrichtigungen und erweiterten Suchfiltern könnten Plattformen die Nutzererfahrung erheblich verbessern und Suchprozesse verkürzen.
Exklusive Vorteile und Prozessunterstützung
Plattformen könnten sich durch zusätzliche Features wie Zugang zu exklusiven Verkaufsmandaten, interaktive Checklisten für den M&A-Prozess oder die Integration von digitalen Datenräumen differenzieren. Auch Funktionen wie eine CRM-Anbindung oder mehrsprachige Plattformoptionen wären wertvolle Ergänzungen für Nutzer, die international agieren.
Durch die Implementierung solcher Verbesserungen könnten Unternehmensplattformen ihre Attraktivität und Nutzerfreundlichkeit deutlich steigern, gleichzeitig aber auch die Erfolgsquote der Transaktionen erhöhen. Dies käme sowohl Käufern als auch Verkäufern zugute und würde die Plattformen zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Unternehmensnachfolge machen.
Fazit: Chancen und Risiken abwägen
Unternehmensbörsen bieten eine wertvolle Möglichkeit, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen und den Unternehmensnachfolgeprozess zu erleichtern. Ihre Vorteile – insbesondere Reichweite und Effizienz – machen sie zu einer attraktiven Option für kleine und mittlere Unternehmen. Gleichzeitig sollten Nutzer die potenziellen Nachteile, wie Qualitätsmängel bei Inseraten, Datenschutzrisiken und versteckte Gebühren, nicht unterschätzen.
Empfehlung: Nutzen Sie Unternehmensbörsen in Kombination mit anderen Strategien wie persönlicher Beratung oder der Zusammenarbeit mit spezialisierten M&A-Experten. Dies hilft, die Vorteile zu maximieren und Risiken zu minimieren.
Über den Autor
Christopher Heckel
Co-Founder & CTO
Christopher hat als CTO des Mittelstandsfinanziers Creditshelf die digitale Transformation von Finanzlösungen für den Mittelstand geleitet. Viaductus wurde mit dem Ziel gegründet, mit Technologie für Unternehmensübernahmen und -verkäufe Menschen zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
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