Zurück zur Übersicht

Management-buy-in - Mit diesen 5 Schritten zum eigenen Unternehmen

11 min Lesezeit

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der richtige Zeitpunkt: Idealerweise mit ausreichend Führungserfahrung und ersten Eigenkapitalreserven
  • Finanzierung: Kombination aus Eigenkapital (15-25%), Bankdarlehen und alternativen Finanzierungsquellen wie Fördermittel
  • Unternehmenssuche: Systematische Suche über M&A-Berater, Netzwerke und gründliche Due Diligence durchführen
  • Verhandlung: Professionelle Kaufpreisfindung und rechtssichere Vertragsgestaltung mit erfahrenen Beratern
  • Integration: Strukturierter Übergang und klare Kommunikation mit allen Stakeholdern

1. Den richtigen Zeitpunkt finden

Der Traum vom eigenen Unternehmen muss nicht zwangsläufig mit einer Neugründung beginnen. Immer mehr erfahrene Führungskräfte entscheiden sich für einen Management-buy-in als strategischen Weg in die Selbstständigkeit. Dabei ist der richtige Zeitpunkt für diesen bedeutsamen Schritt entscheidend – sowohl aus persönlicher als auch aus wirtschaftlicher Perspektive.

Persönliche Bereitschaft

Die Entscheidung, ein Unternehmen zu kaufen, gleicht einem komplexen Schachspiel, bei dem verschiedene Faktoren perfekt zusammenpassen müssen. Zunächst steht die persönliche Bereitschaft im Vordergrund: Verfügen Sie über ausreichend Führungserfahrung? Sind Sie emotional und mental darauf vorbereitet, die volle Verantwortung für ein bestehendes Unternehmen und dessen Mitarbeiter zu übernehmen? Diese Selbstreflexion ist der erste kritische Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Management Buy-in.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Parallel dazu spielen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle. Der Markt für Unternehmensübernahmen unterliegt ständigen Schwankungen. In Zeiten niedriger Zinsen und stabiler Wirtschaftslagen bieten sich häufig bessere Finanzierungsmöglichkeiten. Auch branchenspezifische Entwicklungen sollten Sie genau im Blick haben: Steht ein Generationenwechsel in Ihrer Zielbranche an? Gibt es strukturelle Veränderungen, die neue Chancen eröffnen?

Wo stehen Sie in Ihrer Karriere?

Die eigene Karrierephase ist ein weiterer entscheidender Faktor. Der ideale Zeitpunkt für einen Management Buy-in liegt oft zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr. In dieser Phase verfügen Sie typischerweise über die notwendige Berufserfahrung und Branchenkenntnis, haben möglicherweise erstes Eigenkapital aufgebaut und besitzen gleichzeitig noch genügend Energie und Innovationskraft für einen Neuanfang. Zudem haben Sie in diesem Alter meist ein wertvolles berufliches Netzwerk aufgebaut, das bei der Suche nach geeigneten Übernahmekandidaten und bei der Finanzierung hilfreich sein kann.

Marktanalyse

Die Marktanalyse spielt eine ebenso wichtige Rolle bei der Zeitpunktwahl. Beobachten Sie die Entwicklungen in Ihrer Zielbranche genau: Wie entwickeln sich die Unternehmenskaufpreise? Welche Trends zeichnen sich ab? Eine antizyklische Strategie kann dabei durchaus erfolgversprechend sein – wenn andere zögern, entstehen manchmal die besten Gelegenheiten für eine Unternehmensübernahme.

Familienaspekt

Nicht zu unterschätzen ist auch der familiäre Aspekt. Ein Management Buy-in bedeutet oft eine intensive Vorbereitungsphase gefolgt von Jahren hoher Arbeitsbelastung. Der Zeitpunkt sollte daher auch mit den persönlichen und familiären Lebensumständen vereinbar sein. Sprechen Sie offen mit Ihrer Familie über die Pläne und stellen Sie sicher, dass Sie deren volle Unterstützung haben.

Vorbereitung

Die Vorbereitung auf einen Management Buy-in beginnt idealerweise schon Jahre vor der eigentlichen Übernahme. Nutzen Sie diese Zeit, um Ihr Profil zu schärfen, relevante Erfahrungen zu sammeln und ein solides Netzwerk aufzubauen. Beobachten Sie den Markt für Unternehmensverkäufe in Ihrer Zielbranche und knüpfen Sie Kontakte zu wichtigen Intermediären wie M&A-Beratern, Unternehmensmaklern und potenziellen Finanzierungspartnern.

2. Die passende Finanzierung sichern

Klassische Bankfinanzierung als solides Fundament

Die Bankfinanzierung bleibt für viele Management Buy-in-Kandidaten der erste Anlaufpunkt – und das aus gutem Grund. Banken verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Unternehmensfinanzierung und bieten oft maßgeschneiderte Lösungen für Übernahmen an. Allerdings müssen Sie als potenzieller Käufer einige zentrale Voraussetzungen erfüllen: Eine ausgezeichnete Bonität ist dabei ebenso wichtig wie ein überzeugendes Eigenkapital, das typischerweise mindestens 15-25% der Kaufsumme betragen sollte. Banken legen zudem großen Wert auf Ihre bisherige Branchenerfahrung und Führungskompetenz. Ein detaillierter Business Plan ist unverzichtbar – er muss nicht nur die Kaufpreisfinanzierung abdecken, sondern auch die künftige Unternehmensentwicklung plausibel darstellen. Besonders wichtig: Achten Sie auf die Bewertung der zu übernehmenden Vermögenswerte, da diese oft als Sicherheit dienen. Viele Banken bieten spezielle Förderkredite für Unternehmensübernahmen an, die günstigere Konditionen und längere Laufzeiten ermöglichen. Eine Kombination verschiedener Bankprodukte – vom klassischen Darlehen über Betriebsmittelkredite bis hin zu Mezzanine-Finanzierungen – kann dabei die optimale Lösung sein.

Alternative Finanzierungsquellen erschließen

Jenseits der klassischen Bankfinanzierung eröffnet sich ein breites Spektrum alternativer Finanzierungsmöglichkeiten, die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen haben. Private Equity-Gesellschaften können als Co-Investoren nicht nur Kapital, sondern auch wertvolles Know-how und Netzwerke einbringen. Allerdings müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass diese Partner meist eine klare Exit-Strategie und ehrgeizige Renditeziele verfolgen. Family Offices und vermögende Privatinvestoren (Business Angels) bieten oft flexiblere Konditionen und längerfristige Perspektiven. Sie schätzen besonders die persönliche Komponente und Ihre unternehmerische Vision. Crowdfunding und Crowdlending-Plattformen haben sich als innovative Finanzierungsalternative etabliert, eignen sich aber eher für kleinere Finanzierungsbausteine oder zur Ergänzung klassischer Finanzierungen. Eine besonders interessante Option ist das Verkäufer-Darlehen (Vendor Loan), bei dem der bisherige Eigentümer einen Teil des Kaufpreises als Darlehen stehen lässt. Dies kann als positives Signal für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gewertet werden und erleichtert oft die Verhandlungen mit anderen Kapitalgebern. Auch Fördermittel von staatlichen Institutionen, EU-Programmen oder regionalen Wirtschaftsförderungen können eine wichtige Rolle spielen – hier lohnt sich eine frühzeitige und gründliche Recherche.

Innovative Finanzierungsstrategien und Strukturierungsmöglichkeiten

Die Kunst einer erfolgreichen Management Buy-in-Finanzierung liegt oft in der geschickten Kombination verschiedener Instrumente. Ein zunehmend populärer Ansatz ist das "Smart Financing", bei dem die Kaufpreiszahlung an die künftige Unternehmensperformance gekoppelt wird (Earn-out-Modelle). Dies reduziert das initiale Finanzierungsvolumen und verteilt das Risiko fairer zwischen Käufer und Verkäufer. Auch die Einbindung des bestehenden Managements durch Management-Beteiligungsprogramme kann die Finanzierung erleichtern und wichtige Kontinuität sichern. Eine weitere Option ist das "Asset-Based Lending", bei dem spezifische Vermögenswerte des Unternehmens (Maschinen, Immobilien, Forderungen) gezielt als Finanzierungsbasis genutzt werden. Silent Partnerships oder stille Beteiligungen bieten die Möglichkeit, zusätzliches Kapital einzuwerben, ohne die unternehmerische Kontrolle zu sehr einzuschränken. Innovative Finanzierungsinstrumente wie Wandelanleihen oder Genussrechte können ebenfalls interessante Bausteine sein. Ein besonderer Trend sind "ESG-linked Loans", bei denen die Finanzierungskonditionen an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt sind – dies kann besonders bei der Übernahme von Unternehmen in zukunftsorientierten Branchen relevant sein. Die steuerliche Optimierung der Finanzierungsstruktur sollte dabei immer im Blick behalten werden, ebenso wie die Flexibilität für zukünftige Anpassungen der Kapitalstruktur.

3. Unternehmenssuche & Bewertung

Die systematische Suche nach dem passenden Unternehmen

Die Suche nach dem richtigen Übernahmekandidaten gleicht oft der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen – allerdings gibt es bewährte Wege und Strategien, die zum Erfolg führen können. Erste Anlaufstellen sind häufig M&A-Berater, Unternehmensverkaufsplattformen und spezialisierte Nachfolgebörsen. Auch Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte können durch ihre Netzwerke wertvolle Hinweise auf verkaufswillige Unternehmer geben. Ein proaktiver Ansatz kann sich ebenfalls lohnen: Sprechen Sie Unternehmer in Ihrer Zielbranche direkt an, auch wenn diese ihr Unternehmen noch nicht offiziell zum Verkauf angeboten haben. Oft ergeben sich gerade aus solchen Gesprächen interessante Opportunitäten.

Bewertungskriterien und erste Analyse

Bei der ersten Sichtung potenzieller Übernahmekandidaten sollten Sie systematisch vorgehen. Entwickeln Sie einen Kriterienkatalog, der sowohl harte Faktoren (Umsatz, Gewinn, Marktposition) als auch weiche Faktoren (Unternehmenskultur, Mitarbeiterstruktur, Innovationspotenzial) berücksichtigt. Besonders wichtig sind:

  • Marktposition und Wettbewerbsfähigkeit
  • Kundenstruktur und -beziehungen
  • Technologischer Stand und Innovationspotenzial
  • Qualität und Motivation der Mitarbeiter
  • Finanzielle Kennzahlen der letzten Jahre
  • Investitionsbedarf und versteckte Risiken
  • Abhängigkeiten von Schlüsselpersonen
  • Standortfaktoren und regionale Marktbedingungen

Die professionelle Unternehmensbewertung

Die Bewertung eines Unternehmens ist eine Kombination aus Wissenschaft und Kunst. Es gibt verschiedene anerkannte Methoden, die meist in Kombination angewandt werden:

Multiples-Methode

Die Multiples-Methode ist in der Praxis weit verbreitet und relativ einfach anzuwenden. Dabei wird der Unternehmenswert durch Multiplikation wichtiger Kennzahlen (z.B. EBIT, EBITDA) mit branchenüblichen Faktoren ermittelt. Für eine erste Einschätzung des Unternehmenswertes können Sie den Viaductus Unternehmenswertrechner nutzen. Dieser bietet eine schnelle Orientierung, sollte aber nur als erster Anhaltspunkt verstanden werden.

Ertragswertverfahren

Diese Methode basiert auf den zukünftig erwarteten Erträgen des Unternehmens. Dabei werden:

  • Künftige Erträge prognostiziert
  • Mit einem risikoadäquaten Zinssatz abgezinst
  • Zu einem Barwert zusammengefasst Das Verfahren ist komplexer, aber oft realitätsnäher als die reine Multiple-Bewertung.

Discounted Cashflow-Methode (DCF)

Die DCF-Methode ist besonders bei größeren Transaktionen Standard. Sie berücksichtigt:

  • Zukünftige freie Cashflows
  • Weighted Average Cost of Capital (WACC)
  • Terminal Value Diese Methode liefert oft die fundiertesten Ergebnisse, erfordert aber auch die meisten Annahmen und Expertise.

Die Due Diligence als entscheidende Phase

Nach der ersten Bewertung und Vorauswahl folgt die detaillierte Due Diligence. Diese umfasst typischerweise:

Financial Due Diligence

  • Analyse der Jahresabschlüsse
  • Prüfung der Planungsrechnungen
  • Bewertung des Working Capital
  • Analyse der Kostenstrukturen

Legal Due Diligence

  • Überprüfung aller Verträge
  • Analyse rechtlicher Risiken
  • Prüfung von Patenten und Lizenzen
  • Arbeitsrechtliche Aspekte

Commercial Due Diligence

  • Markt- und Wettbewerbsanalyse
  • Kundenstruktur und -beziehungen
  • Lieferantenbeziehungen
  • Geschäftsmodell-Analyse

Technical Due Diligence

  • Zustand der Anlagen
  • IT-Infrastruktur
  • Produktionsprocesse
  • Innovationspipeline

Wichtig ist, dass Sie sich bei der Due Diligence von erfahrenen Experten unterstützen lassen. Ein erfahrenes Team aus Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten und Branchenexperten kann entscheidende Risiken aufdecken und bei der Verhandlung des Kaufpreises wichtige Argumente liefern.

Bewertung in der aktuellen Marktsituation

Berücksichtigen Sie bei der Bewertung auch aktuelle Marktfaktoren wie:

  • Branchenspezifische Herausforderungen
  • Technologische Disruptionen
  • Regulatorische Änderungen
  • Konjunkturelle Entwicklungen
  • Nachhaltigkeitsaspekte (ESG-Kriterien)

Diese Faktoren können den Unternehmenswert erheblich beeinflussen und sollten in die Gesamtbewertung einfließen.

4. Verhandlung & Übernahmestruktur

Die Kunst der Kaufpreisverhandlung

Die Verhandlung des Kaufpreises ist mehr als nur ein Feilschen um Zahlen – sie ist der Beginn einer wichtigen Geschäftsbeziehung. Der Verkäufer hat sein Lebenswerk aufgebaut, und dieser emotionale Aspekt sollte in den Verhandlungen immer respektvoll berücksichtigt werden. Dennoch ist eine sachliche Herangehensweise unerlässlich. Basis für die Kaufpreisfindung sind die Ergebnisse der Unternehmensbewertung und Due Diligence. Dabei zeigt die Erfahrung, dass flexible Kaufpreismodelle oft zu einer Win-win-Situation führen können. Ein Teil des Kaufpreises könnte beispielsweise an zukünftige Erfolge gekoppelt werden (Earn-out), was das Risiko für beide Seiten reduziert und Verkäufer wie Käufer am zukünftigen Erfolg partizipieren lässt.

Professionelle Vertragsgestaltung als Fundament

Der Unternehmenskaufvertrag ist das juristische Herzstück der Transaktion und sollte mit größter Sorgfalt gestaltet werden. Erfahrene M&A-Anwälte sind hier unverzichtbar, denn der Vertrag muss alle Eventualitäten berücksichtigen und gleichzeitig praktikabel bleiben. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Garantien und Gewährleistungen des Verkäufers. Diese sollten die Erkenntnisse aus der Due Diligence widerspiegeln und kritische Punkte absichern. Auch die genaue Definition von Closing-Bedingungen ist essentiell – wann genau geht das Unternehmen über, welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Die Vertragsgestaltung sollte zudem die steuerlichen Aspekte der Transaktion optimal berücksichtigen, was oft erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtstruktur haben kann.

Die Übergangsphase strategisch gestalten

Die Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und tatsächlicher Übernahme ist eine besonders sensible Phase, die sorgfältig geplant werden muss. Ein detaillierter Übergangsplan regelt die schrittweise Übertragung von Verantwortlichkeiten und Befugnissen. Der bisherige Eigentümer verfügt über wertvolles implizites Wissen über das Unternehmen, seine Kunden und Mitarbeiter. Dieses Wissen muss systematisch übertragen werden. Häufig bewährt sich eine mehrmonatige Übergangsphase, in der der Verkäufer noch beratend zur Verfügung steht. Dies gibt auch den Mitarbeitern und Geschäftspartnern die notwendige Sicherheit.

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Ein oft unterschätzter Aspekt der Übernahme ist die Kommunikation. Sie beginnt bereits in der Verhandlungsphase, wo absolute Vertraulichkeit gewahrt werden muss, um keine Unruhe bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten zu erzeugen. Sobald die Übernahme feststeht, ist jedoch eine offene und transparente Kommunikation entscheidend. Die Mitarbeiter sind dabei die wichtigste Zielgruppe – ihre Unterstützung ist für den künftigen Erfolg unerlässlich. Ein durchdachter Kommunikationsplan legt fest, wer wann und wie informiert wird. Dabei sollten Sie authentisch und präsent sein, Ihre Vision für das Unternehmen vermitteln und gleichzeitig Stabilität und Kontinuität zusichern.

Rechtliche und organisatorische Integration

Die formale Übernahme ist erst der Anfang eines längeren Integrationsprozesses. Verträge müssen übertragen, Vollmachten neu geregelt und Prozesse angepasst werden. Besonders wichtig ist die Integration der IT-Systeme und des Rechnungswesens. Auch die Angleichung von Unternehmenskultur und Führungsstil braucht Zeit und Fingerspitzengefühl. Ein professionelles Projektmanagement hilft, diese komplexen Aufgaben strukturiert anzugehen und nichts zu übersehen. Dabei sollten Sie sich auf die wichtigsten Handlungsfelder konzentrieren und nicht zu viele Veränderungen gleichzeitig anstoßen.

Die erfolgreiche Gestaltung von Verhandlung, Übernahme und Integration erfordert eine ausgewogene Mischung aus strategischem Weitblick und Detailgenauigkeit. Der Prozess gleicht einem Marathonlauf, bei dem Sie Ausdauer und Timing gleichermaßen beweisen müssen. Mit der richtigen Vorbereitung und professioneller Unterstützung können Sie jedoch die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft als Unternehmensinhaber stellen.

5. Post-Merger Integration: Die entscheidenden ersten Monate

Die ersten 100 Tage als Fundament für den Erfolg

Die Zeit unmittelbar nach der Übernahme ist entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Management Buy-ins. Die ersten 100 Tage prägen nicht nur den Eindruck bei Mitarbeitern und Geschäftspartnern nachhaltig, sondern setzen auch den Ton für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. In dieser Phase ist es wichtig, Balance zu wahren: Einerseits müssen Sie Ihre Führungsrolle aktiv einnehmen und Veränderungen anstoßen, andererseits sollten Sie das Bestehende würdigen und nicht überstürzt handeln. Beginnen Sie mit einer gründlichen Analyse der operativen Abläufe und der Unternehmenskultur. Identifizieren Sie Quick Wins – schnell umsetzbare Verbesserungen, die positive Signale setzen, ohne das Unternehmen zu überfordern.

Mitarbeiterführung in Zeiten des Wandels

Der Erfolg eines Management Buy-ins steht und fällt mit der Unterstützung der Mitarbeiter. Diese befinden sich in einer Phase der Unsicherheit – der vertraute Eigentümer ist gegangen, neue Strukturen entstehen. Ihre Aufgabe ist es, Vertrauen aufzubauen und gleichzeitig klare Führung zu demonstrieren. Persönliche Gespräche mit Schlüsselmitarbeitern haben dabei Priorität. Hören Sie zu, zeigen Sie Wertschätzung für das Erreichte und vermitteln Sie Ihre Vision für die Zukunft. Die Etablierung eines regelmäßigen Feedback-Prozesses hilft, Stimmungen früh zu erkennen und gegenzusteuern. Besonders wichtig ist die Identifikation und Bindung von Leistungsträgern – sie sind die Multiplikatoren für Ihre Veränderungsinitiativen.

Professionelles Veränderungsmanagement

Veränderungen sind nach einem Management Buy-in unvermeidlich und notwendig. Die Kunst liegt darin, sie so zu gestalten, dass sie von der Organisation getragen werden. Ein strukturierter Change-Management-Prozess hilft dabei, die Transformation systematisch anzugehen. Beginnen Sie mit der Definition einer klaren Vision und Strategie. Diese muss sowohl motivierend als auch realistisch sein. Entwickeln Sie daraus konkrete Ziele und Maßnahmen, die Sie in einem Masterplan zusammenfassen. Wichtig ist die richtige Priorisierung – nicht alles kann und muss sofort verändert werden. Etablieren Sie ein Change-Board mit wichtigen Führungskräften, das die Transformation steuert und monitort.

Kulturwandel sensibel gestalten

Die Integration zweier Unternehmenskulturen – Ihrer Vision und der gewachsenen Unternehmenskultur – ist einer der sensibelsten Aspekte der Post-Merger Phase. Kultureller Wandel braucht Zeit und kann nicht verordnet werden. Analysieren Sie zunächst die bestehende Kultur: Welche Werte leben die Mitarbeiter? Wie werden Entscheidungen getroffen? Welche ungeschriebenen Regeln gibt es? Entwickeln Sie daraus eine Kulturvision, die das Beste aus beiden Welten vereint. Vorleben ist dabei wichtiger als Vorschreiben – Ihre täglichen Entscheidungen und Ihr Verhalten prägen die neue Kultur stärker als jedes Strategiepapier.

Stabilisierung des operativen Geschäfts

Während Sie Veränderungen anstoßen, muss das Tagesgeschäft weiterlaufen – und zwar möglichst reibungslos. Etablieren Sie klare Verantwortlichkeiten und Reportingstrukturen. Ein regelmäßiges Performance-Monitoring hilft, Abweichungen früh zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Kundenbeziehungen in dieser Phase. Suchen Sie aktiv den Kontakt zu Schlüsselkunden und versichern Sie ihnen persönlich die Kontinuität der Geschäftsbeziehung. Auch die Lieferantenkommunikation darf nicht vernachlässigt werden – stabile Lieferketten sind gerade in Veränderungsphasen essential.

Die Post-Merger Integration ist ein komplexer Balanceakt zwischen Veränderung und Stabilität, zwischen schnellem Handeln und bedachtem Vorgehen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen Mischung aus klarer Führung und sensibler Moderation des Wandels. Mit einem strukturierten Vorgehen, authentischer Kommunikation und dem nötigen Fingerspitzengefühl können Sie in dieser Phase die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Denken Sie daran: Rom wurde nicht an einem Tag erbaut – geben Sie sich und der Organisation die Zeit, die sie für eine nachhaltige Transformation braucht.

Fazit: Der Weg zum erfolgreichen Management-buy-in

  • 1Ein Management-buy-in ist ein komplexer, aber gut strukturierbarer Prozess. Der Erfolg basiert auf fünf wesentlichen Säulen: sorgfältige Vorbereitung, solide Finanzierung, systematische Unternehmenssuche, professionelle Verhandlungsführung und strukturierte Integration.
  • 2Entscheidend ist die richtige Balance zwischen gründlicher Analyse und zielgerichtetem Handeln. Eine professionelle Due Diligence und die Unterstützung durch erfahrene Berater sind dabei unverzichtbar. Die Finanzierung sollte idealerweise auf mehreren Säulen ruhen, wobei 15-25% Eigenkapital als Richtwert gelten.
  • 3Der Übernahmeprozess erfordert sowohl strategisches Weitblick als auch operative Exzellenz. Mit der richtigen Vorbereitung und einem strukturierten Vorgehen lässt sich der Weg zum eigenen Unternehmen erfolgreich gestalten.

Über den Autor

Christopher Heckel

Christopher Heckel

Co-Founder & CTO

Christopher hat als CTO des Mittelstandsfinanziers Creditshelf die digitale Transformation von Finanzlösungen für den Mittelstand geleitet. Viaductus wurde mit dem Ziel gegründet, mit Technologie für Unternehmensübernahmen und -verkäufe Menschen zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.

Bleiben Sie mit uns in Kontakt

Sie informieren sich aktuell nur? Sie planen einen Verkauf oder Kauf in der Zukunft? Abonnieren Sie den unseren Newsletter und verpassen keine Neuigkeiten mehr.